Der Parabolic SAR (Stop and Reverse) Indikator in der technischen Analyse
Grundlagen
Der Parabolic Stop and Reverse (SAR)-Indikator ist ein Werkzeug der technischen Analyse zur Erkennung von Markttrends und möglichen Umkehrpunkten. Er wurde von J. Welles Wilder Jr. Ende der 1970er Jahre entwickelt und in seinem Buch New Concepts in Technical Trading Systems vorgestellt. In dem Buch wurden auch andere heute häufig genutzte Indikatoren wie der Relative‑Stärke‑Index (RSI) beschrieben. Wilder bezeichnete seinen Ansatz als Parabolic Time/Price System und definierte SAR als den Punkt, an dem eine Long-Position geschlossen und eine Short-Position eröffnet wird oder umgekehrt. Der SAR-Indikator ist heute allgemein als Parabolic SAR bekannt. Wilder entwickelte mehrere technische Analyseindikatoren manuell; sie sind jedoch inzwischen in den meisten digitalen Handelssystemen und Charting‑Programmen automatisiert. Diese Automatisierung hat die Anwendung erleichtert, sodass manuelle Berechnungen in der Regel nicht mehr nötig sind.
Wie funktioniert der Parabolic SAR?
Der Parabolic SAR ist ein grafisches Werkzeug, das kleine Punkte ober- oder unterhalb des Marktpreises platziert und so eine Parabel bildet, wobei jeder Punkt einen einzelnen SAR‑Wert darstellt. In einem Aufwärtstrend werden die Punkte unter dem Preis dargestellt, während sie in einem Abwärtstrend oberhalb des Preises liegen. In Phasen der Seitwärtsbewegung werden ebenfalls Punkte gezeichnet, die jedoch häufiger die Seite wechseln. In nicht trendenden Märkten ist der Parabolic SAR jedoch weniger aussagekräftig.
Vorteile
Der Parabolic SAR bietet Anlegern mehrere Vorteile, darunter Einsichten in Markttrends, potenzielle Umkehrpunkte und die Trenddauer, wodurch sich die Chancen erhöhen, günstige Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu identifizieren.
Trader nutzen den Parabolic SAR außerdem, um dynamische Stop‑Loss‑Niveaus zu bestimmen — eine Technik, die als Trailing‑Stop bekannt ist. Diese Methode erlaubt es, Gewinne zu sichern, indem Positionen geschlossen werden, sobald sich der Trend umkehrt. In manchen Fällen kann der Indikator jedoch auch dazu führen, dass profitable Positionen zu früh geschlossen werden oder Trades zu früh eröffnet werden.
Begrenzungen
Der Parabolic SAR ist in trendstarken Märkten am nützlichsten, leistet jedoch in Konsolidierungsphasen wenig und kann dort aufgrund falscher Signale zu erheblichen Verlusten führen.
Die Sensitivität des Indikators lässt sich manuell anpassen; eine höhere Sensitivität erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit falscher Signale. Solche Fehlsignale können Trader dazu veranlassen, Gewinnerpositionen zu früh zu schließen oder Anleger zu einem zu frühen Einstieg verleiten.
Zudem berücksichtigt der Parabolic SAR das Handelsvolumen nicht und liefert daher kaum Informationen über die Stärke eines Trends. Aus diesem Grund ist es wichtig, zusätzliche Strategien oder Indikatoren wie den Average Directional Index (ADX) oder gleitende Durchschnitte hinzuzuziehen, um die Grenzen des Parabolic SAR auszugleichen. Wilder empfahl, den Average Directional Index zusammen mit dem Parabolic SAR zu verwenden, um die Trendstärke zu beurteilen. Auch der RSI kann vor Eröffnung einer Position in die Analyse einbezogen werden.
Die Parabolic SAR‑Berechnung
Die Berechnung des Parabolic SAR wird heute automatisch von Computerprogrammen übernommen. Für eine manuelle Berechnung benötigen Sie jedoch mehrere Komponenten, die im Folgenden erklärt werden.
Der Parabolic SAR verwendet den SAR des Vortages zur Berechnung des heutigen SAR und den SAR von heute zur Berechnung des morgigen SAR. In Aufwärtstrends basiert der SAR‑Wert auf vorherigen Hochs, in Abwärtstrends auf vorherigen Tiefs. Extreme Punkte (EP) beziehen sich auf die höchsten und niedrigsten Punkte eines Trends.
Für Aufwärtstrends:
SAR = Vorheriger SAR + AF x (Vorheriger EP – Vorheriger SAR)
Für Abwärtstrends:
SAR = Vorheriger SAR – AF x (Vorheriger SAR – Vorheriger EP)
Als Beschleunigungsfaktor (AF) wird anfänglich 0,02 verwendet, der bei jedem neuen Hoch oder Tief um 0,02 erhöht wird. Wird die Grenze von 0,20 erreicht, bleibt dieser Wert für die Dauer des Trends erhalten. Trader können den AF manuell anpassen, um die Sensitivität des Indikators zu erhöhen oder zu verringern, doch Wilder empfahl einen AF von 0,02. Wilder schlug außerdem vor, den ersten SAR‑Wert auf Basis des letzten EP vor einer Trendwende zu berechnen. Trader finden dieses EP, indem sie im Chart zurückgehen, bis eine klare Umkehr sichtbar wird. Der lokale Tiefpunkt dieser Korrektur kann als erster SAR‑Wert für den folgenden Aufwärtstrend verwendet werden.
Fazit
Der Parabolic SAR existiert seit den 1970er Jahren und wird weiterhin häufig für verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Rohstoffe, Kryptowährungen und Forex eingesetzt. Kein Marktanalyse‑Werkzeug bietet jedoch 100%ige Genauigkeit; Anleger sollten sich dieser Einschränkung bewusst sein, bevor sie den Parabolic SAR oder eine andere Strategie nutzen. Ein fundiertes Wissen über Finanzmärkte und technische Analyse sowie die Umsetzung geeigneter Handels- und Risikomanagementstrategien sind unerlässlich, um die inhärenten Risiken zu begrenzen.