Die vier größten Insiderhandels-Skandale
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Die vier größten Insiderhandels-Skandale

Alice Cooper · 28. August 2025 · 6m ·

Insiderhandel liegt vor, wenn eine Person oder eine Gruppe von Personen vertrauliche Informationen über die Aktien eines börsennotierten Unternehmens besitzt und auf dieser Grundlage diese Aktien kauft oder verkauft. Obwohl die Securities and Exchange Commission (SEC) Regeln zur Verhinderung von Insiderhandel erlässt, ist es oft schwierig, solche Vorgänge zu erkennen und rechtlich zu verfolgen. Die Medien konzentrieren sich besonders auf Fälle von Insiderhandel, vor allem wenn die Beschuldigten prominente Persönlichkeiten sind. Vier besonders aufsehenerregende Fälle in den USA erhielten viel Aufmerksamkeit: die von Albert H. Wiggin, Ivan Boesky, R. Foster Winans und Martha Stewart.

Grundlagen

Insiderhandel, eine untersagte Praxis an der Börse, umfasst den illegalen Kauf oder Verkauf von Aktien börsennotierter Unternehmen auf Basis nicht-öffentlicher, wesentlicher Informationen. Im Verlauf der US-Aktiengeschichte haben zahlreiche Personen ihren privilegierten Zugang ausgenutzt, um sich einen unfairen Vorteil gegenüber anderen Anlegern zu verschaffen. Dieser Artikel beleuchtet vier bedeutende Insiderhandelsfälle von den frühen 1900er-Jahren bis zur Gegenwart. Trotz der von der Securities and Exchange Commission (SEC) erlassenen Regeln zum Schutz von Investitionen erschweren die komplexen Ermittlungen häufig die Aufdeckung und Rechtverfolgung. Wenn Insiderhandel ans Licht kommt, löst er daher oft Kontroversen und mediale Aufmerksamkeit aus, insbesondere wenn die Beschuldigten prominente öffentliche Positionen innehaben und ihre Reputation auf dem Spiel steht.

Albert H. Wiggin

Nach dem Wall-Street-Crash von 1929 erschütterte eine aufsehenerregende Enthüllung die Finanzwelt: Albert H. Wiggin, der angesehene Leiter der Chase National Bank, wurde dabei überführt, unlautere Praktiken angewandt zu haben. Es stellte sich heraus, dass Wiggin mehr als 40.000 Aktien seines eigenen Unternehmens leerverkauft hatte und dabei von familiär geführten Unternehmen Gebrauch machte, um diese Transaktionen zu verschleiern. Er verfolgte damit offenbar das Interesse, den Erfolg seiner eigenen Bank zu untergraben.

Zu jener Zeit gab es keine ausdrücklichen Vorschriften, die das Leerverkaufen der eigenen Unternehmensaktien verboten. Als infolgedessen zahlreiche Anleger ihre Positionen in der Chase National Bank nach dem Crash gleichzeitig aufgaben, erzielte Wiggin legal Gewinne von über 4 Millionen Dollar. Zusätzlich nahm er eine lebenslange Pension in Höhe von 100.000 Dollar jährlich vom Unternehmen an. Aufgrund öffentlichen Aufschreis und medialer Kritik verzichtete Wiggin jedoch schließlich auf die Pension.

Die Aufdeckung von Wiggins Verhalten und das anderer einflussreicher Banker erfolgte im Rahmen der Pecora-Untersuchung. Unter der Leitung von Ferdinand Pecora, einem ehemaligen stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt von New York, nutzte diese Untersuchung Vorladungen und öffentliche Anhörungen, um die legalen, aber moralisch fragwürdigen Praktiken von Banken und ihren Spitzenmanagern in der Zeit vor dem Crash offenzulegen.

Wiggins Vorgehen war kein Einzelfall und trug zur Verabschiedung des Securities and Exchange Act von 1934 bei, der als Reaktion auf die weitreichende Korruption nach dem Crash eingeführt wurde. Dieses Gesetz zielte darauf ab, die Transparenz der Finanzmärkte zu erhöhen und betrügerische Praktiken sowie Marktmanipulation zu bekämpfen. Abschnitt 16 des Gesetzes, der Vorschriften zur Verhinderung und Verfolgung von Insiderhandel enthält, wurde im Volksmund sogar als die „Anti-Wiggin“-Bestimmung bezeichnet, was die Wirkung seiner dubiosen Taten unterstreicht.

Ivan Boesky

Ivan Boesky, ein amerikanischer Aktienhändler, wurde in den 1980er-Jahren durch einen spektakulären Insiderhandels-Skandal bekannt. In diesem Skandal waren mehrere hochrangige Führungskräfte großer US-Investmentbanken verwickelt, die Boesky vertrauliche Informationen über bevorstehende Unternehmensübernahmen zukommen ließen. Boesky, der seine eigene Brokerage-Firma Ivan F. Boesky & Company betrieb, nutzte dieses Insiderwissen und spekulierte seit der Gründung seiner Firma 1975 erfolgreich auf derartige Übernahmen.

Boeskys Fall begann 1987, als eine Gruppe von Geschäftspartnern ihn verklagte und ihn der Täuschung über Partnerschaftsvereinbarungen bezichtigte. Daraufhin leitete die SEC Ermittlungen gegen Boesky ein. Es stellte sich heraus, dass er Anlageentscheidungen auf Grundlage privilegierter Informationen traf, die ihm von Unternehmensinsidern übermittelt worden waren, darunter Michael Milken, bekannt als der „Junk-Bond-König“, und die Investmentgesellschaft Drexel Burnham Lambert. Diese Enthüllungen führten auch zu SEC-Ermittlungen gegen Milken und Drexel Burnham Lambert.

In einer überraschenden Wendung kooperierte Boesky mit der SEC und wurde zum Informanten, wodurch er entscheidende Informationen lieferte, die letztlich zur Anklage gegen Milken beitrugen. Boesky zahlte den hohen Preis: 1986 wurde er wegen Insiderhandels verurteilt und zu 3,5 Jahren Haft sowie einer Geldstrafe von 100 Millionen Dollar verurteilt. Obwohl er nach etwa zwei Jahren Haft entlassen wurde, wurde ihm von der SEC dauerhaft untersagt, in Wertpapiergeschäften tätig zu sein, womit seine Karriere an den Finanzmärkten beendet war.

R. Foster Winans

R. Foster Winans, ein bekannter Kolumnist des renommierten Wall Street Journal, schrieb die Kolumne „Heard on the Street“. In jeder Ausgabe stellte Winans bestimmte Aktien vor, und der Markt reagierte häufig auf seine Einschätzungen, was zu Kursbewegungen führte. Winans inszenierte jedoch ein betrügerisches System, indem er vorab Informationen über die Aktien, die in seiner kommenden Kolumne genannt werden sollten, an eine Gruppe von kollaborierenden Börsenmaklern weitergab. Diese Makler kauften rasch Positionen in den betreffenden Aktien, bevor die Kolumne erschien, und erzielten so Gewinne. Angeblich flossen Teile dieser Gewinne als Gegenleistung an Winans zurück.

Die SEC deckte Winans’ Fehlverhalten schließlich auf. Der Fall war kompliziert, weil die Kolumne größtenteils Winans’ persönliche Meinung widerspiegelte und nicht offensichtlich als vertrauliche, wesentliche Information galt. Dennoch gelang der SEC eine Verurteilung, indem sie argumentierte, dass die Informationen über die Aktien in der Kolumne dem Wall Street Journal gehörten und nicht Winans persönlich.

Martha Stewart 

Im Dezember 2001 erlitt das Pharmaunternehmen ImClone einen schweren Rückschlag, als die FDA die Zulassung für das vielversprechende Krebsmedikament Erbitux verweigerte. Diese unerwartete Entscheidung ließ den Aktienkurs von ImClone einbrechen und viele Anleger erlitten große Verluste. Auffällig war, dass Familienangehörige und Freunde des CEO Samuel Waksal dem finanziellen Schaden entzogen blieben. SEC-Ermittlungen deckten später eine Reihe von Aktienverkäufen durch Führungskräfte auf, die auf Waksals Anweisung gehandelt hatten, einschließlich eines Versuchs Waksals, seine eigenen Aktien zu verkaufen.

Bemerkenswerterweise hatte die bekannte US-Unternehmerin Martha Stewart wenige Tage vor der FDA-Entscheidung etwa 4.000 ImClone-Aktien verkauft. Zum Zeitpunkt des Verkaufs war die Aktie noch hoch bewertet, und Stewart erzielte einen beträchtlichen Gewinn von fast 250.000 Dollar. Nach der Entscheidung fiel der Kurs in den folgenden Monaten jedoch deutlich.

Stewart behauptete, sie habe einen bestehenden Verkaufsauftrag bei ihrem Broker gehabt. Dennoch wurde sie verurteilt, da Beweise zeigten, dass sie ihre Aktien nach dem Erhalt eines Hinweises über einen bevorstehenden Kurssturz verkauft hatte. In der Folge trat Stewart als CEO ihres Unternehmens Martha Stewart Living Omnimedia zurück. Waksal wurde verhaftet und zu mehr als sieben Jahren Haft sowie zu empfindlichen Strafen von über 5 Millionen Dollar verurteilt.

2004 wurden Stewart und ihr Broker ebenfalls für schuldig befunden. Stewart erhielt eine Haftstrafe von mindestens fünf Monaten und wurde mit einer Geldbuße von 30.000 Dollar belegt, was die Konsequenzen ihres Verhaltens im ImClone-Skandal weiter verschärfte.

Fazit

Im Finanzwesen bleibt Insiderhandel eine heimliche Praxis, bei der Einzelpersonen vertrauliche Informationen ausnutzen, um Aktien zu kaufen oder zu verkaufen. Obwohl diese Tätigkeit strikt illegal ist, stellt ihre Aufdeckung eine erhebliche Herausforderung dar.

Medien berichten intensiv über Fälle von Insiderhandel, insbesondere wenn prominente Persönlichkeiten oder bekannte Unternehmen involviert sind. In den USA erregten vier hochkarätige Fälle besondere Aufmerksamkeit: die von Albert H. Wiggin, Ivan Boesky, R. Foster Winans und Martha Stewart.

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