Gleitende Durchschnitte erklärt
Gleitende Durchschnitte (MA) sind ein mächtiges Werkzeug zur Analyse von Markttendenzen in der technischen Analyse (TA). Sie liefern wertvolle Einblicke in die Marktentwicklung, sollten aber nicht alleinige Entscheidungsgrundlage sein. Es wird empfohlen, verschiedene TA-Indikatoren zu kombinieren, um Fehlsignale zu vermeiden und fundierte Handelsentscheidungen zu treffen.
Grundlagen
Der Einsatz technischer Analyse (TA) im Trading ist kein neues Konzept. Ziel ist es, anhand von Daten fundierte Entscheidungen zu treffen. Unter den vielen TA-Indikatoren stechen gleitende Durchschnitte (MA) durch ihre Popularität und den konstanten Einsatz hervor. Es gibt verschiedene Arten von gleitenden Durchschnitten, doch ihr Zweck ist es immer, durch Glättung der Charts klare Trendindikatoren zu schaffen. Obwohl sie als nachlaufende oder trendfolgende Indikatoren gelten, bleiben gleitende Durchschnitte wirkungsvolle Werkzeuge, um das Marktrauschen zu durchdringen und potenzielle Marktbewegungen zu identifizieren, da sie auf vergangenen Daten basieren.
Arten gleitender Durchschnitte
Beim Trading stehen Händlern verschiedene Arten gleitender Durchschnitte zur Verfügung. Diese können in unterschiedlichen Setups eingesetzt werden, von Daytrading bis zu längerfristigen Investments. Am gebräuchlichsten sind jedoch einfache gleitende Durchschnitte (SMA) und exponentielle gleitende Durchschnitte (EMA). Je nach Präferenz und Markt können Trader den Indikator wählen, der aktuell am besten zu ihrem Setup passt.
Der einfache gleitende Durchschnitt
Der SMA ist ein TA-Indikator, der Daten aus einem festgelegten Zeitraum nimmt und den durchschnittlichen Preis eines Wertpapiers für diesen Datenbereich berechnet. Anders als ein einfacher Mittelwert lässt der SMA jedoch die ältesten Daten weg, sobald neue Daten hinzukommen. Wenn der SMA beispielsweise auf einer 10-Tage-Periode basiert, werden nur die letzten 10 Tage in die Berechnung einbezogen.
Ein Nachteil des SMA ist, dass alle Dateneingaben gleich gewichtet werden, unabhängig davon, wie aktuell sie sind. Trader, die den neuesten Daten mehr Bedeutung beimessen, sehen diese Gleichgewichtung als Nachteil für die technische Analyse. Um dieses Problem zu beheben, wurde der exponentielle gleitende Durchschnitt entwickelt.
Der exponentielle gleitende Durchschnitt
Der EMA ähnelt dem SMA, da er vergangene Preisschwankungen zur technischen Analyse nutzt. Allerdings erhält beim EMA die jüngste Preisentwicklung ein größeres Gewicht, wodurch er empfindlicher auf plötzliche Kursschwankungen und Umkehrungen reagiert. Aus diesem Grund wird der EMA häufig von Tradern bevorzugt, die kurzfristig handeln.
Bei der Entscheidung zwischen SMA und EMA sollten Trader ihre Strategie und Ziele berücksichtigen und die Einstellungen entsprechend anpassen. Beide Indikatoren werden in Trading und Investment weit genutzt.
Einstellungen der gleitenden Durchschnitte
Gleitende Durchschnitte werden im Trading und Investment vielfach verwendet, bringen jedoch eine gewisse Nachlaufzeit mit sich. Je größer der betrachtete Datensatz, desto ausgeprägter die Verzögerung. Ein MA, der etwa die letzten 100 Tage betrachtet, reagiert langsamer auf neue Daten als ein MA, der nur die letzten 10 Tage berücksichtigt.
Trader können wählen, welcher MA am besten zu ihrem Setup passt. Für langfristige Investoren sind größere Datensätze vorteilhaft, da sie weniger stark durch ein oder zwei Ausreißer beeinflusst werden. Kurzfristige Trader bevorzugen hingegen kleinere Datensätze, die ein reaktionsschnelleres Trading ermöglichen.
Die 50-Tage-, 100-Tage- und 200-Tage-Durchschnitte sind in traditionellen Märkten am geläufigsten. Im Aktienhandel werden besonders die 50-Tage- und 200-Tage-MAs genau beobachtet; Ausbrüche über oder unter diese Linien gelten als bedeutsame Handelssignale, insbesondere in Verbindung mit Crossovers.
Im Kryptowährungshandel gelten die gleichen Prinzipien, jedoch können sich wegen der 24/7-Volatilität die MA-Einstellungen und die Handelsstrategie unterscheiden. Trader, die sich auf Daytrading konzentrieren, interessieren sich eher für die Performance eines Assets über die letzten Stunden statt Monate. Verschiedene Timeframes lassen sich in die Berechnungen gleitender Durchschnitte einfließen, solange sie zur Strategie des Traders passen.
Crossover-Signale
Ein steigender MA signalisiert natürlich einen Aufwärtstrend, während ein fallender MA auf einen Abwärtstrend hindeutet. Alleinstehend sind gleitende Durchschnitte jedoch möglicherweise kein zuverlässiger Indikator zur eindeutigen Trendbestimmung. Trader kombinieren daher häufig mehrere MAs, um bullische und bärische Crossover-Signale zu erkennen, die entstehen, wenn sich zwei unterschiedliche MAs in einem Chart kreuzen.
Ein bullisches Crossover, auch Golden Cross genannt, tritt auf, wenn ein kurzfristiger MA über einen langfristigen MA hinwegzieht. Das deutet auf den Beginn eines Aufwärtstrends hin und wird von Tradern als positives Signal gesehen. Umgekehrt entsteht ein bärisches Crossover, oder Death Cross, wenn ein kurzfristiger MA unter einen langfristigen MA fällt. Das zeigt den Beginn eines Abwärtstrends an und gilt als negatives Signal. Durch das Erkennen dieser Crossovers können Trader fundiertere Entscheidungen darüber treffen, wann sie Assets kaufen oder verkaufen sollten.
Nachteile gleitender Durchschnitte
Ein wesentlicher Nachteil von MAs ist ihre Nachlaufzeit, da sie auf vergangenem Preisverhalten basieren. Dadurch kommen Signale oft verzögert. So kann ein bullisches Crossover einen Kaufsignal anzeigen, das erst nach einer bereits deutlichen Preissteigerung auftritt. Das bedeutet, dass potenzielle Gewinne in der Zeit zwischen dem Kursanstieg und dem Crossover verloren gehen können. Andererseits kann ein falsches Golden Cross einen Trader dazu verleiten, auf dem lokalen Hoch zu kaufen, kurz bevor der Preis fällt — solche falschen Kaufsignale werden auch als Bull-Traps bezeichnet.
Fazit
Gleitende Durchschnitte gehören zu den wirkungsvollsten Indikatoren der technischen Analyse. Sie sind ein wertvolles Werkzeug zur datenbasierten Analyse von Markttrends und liefern nützliche Einblicke in die Marktentwicklung. Trader sollten sich jedoch davor hüten, sich ausschließlich auf MAs und Crossover-Signale zu verlassen. Es ist ratsam, eine Kombination verschiedener TA-Indikatoren zu nutzen, um nicht auf Fehlsignale hereinzufallen.