Leading- und Lagging-Indikatoren im Trading
Grundlagen
Leading- und Lagging-Indikatoren (auch: Frühindikatoren und Spätindikatoren) sind Instrumente, mit denen die Stärke oder Schwäche von Volkswirtschaften oder Finanzmärkten bewertet wird. Leading-Indikatoren sagen Markttrends oder Konjunkturzyklen voraus, während Lagging-Indikatoren Einblicke in historische Daten einer bestimmten Wirtschaft oder eines Marktes auf Basis vergangener Ereignisse liefern.
Im Wesentlichen sind Leading-Indikatoren prognostische Signale, die bevorstehende Ereignisse oder Trends frühzeitig anzeigen. Im Gegensatz dazu erzeugen Lagging-Indikatoren Signale auf Basis eines Trends, der bereits im Gange ist. Technische Analysten, Investoren und Trader nutzen diese beiden Indikator-Klassen häufig im Aktien-, Forex- und Kryptowährungshandel.
Indikatoren der technischen Analyse (TA) haben eine lange Geschichte in den Finanzmärkten und reichen bis in die frühen Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zurück. Die Dow-Theorie, entwickelt zwischen 1902 und 1929, bildet die Grundlage dieses Konzepts. Im Kern postuliert die Dow-Theorie, dass Kursbewegungen nicht zufällig sind und durch eine gründliche Analyse des früheren Marktverhaltens vorhersehbar sein können.
Neben der technischen Analyse und den Marktpreisen werden Leading- und Lagging-Indikatoren auch zur Abbildung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eingesetzt. Sie dienen zudem zur Untersuchung weiterer wirtschaftlicher Variablen und Indizes.
Wie funktionieren Leading- und Lagging-Indikatoren?
Leading Indicators
Indikatoren, die Einblicke in zukünftige Markttrends liefern, werden als Leading-Indikatoren bezeichnet. Sie können verwendet werden, um mögliche Rezessionen oder Erholungen vorherzusagen, insbesondere im Aktienmarkt, im Einzelhandelsumsatz und bei Baugenehmigungen. Im Allgemeinen sind Leading-Indikatoren für Kurz- und Mittelfristanalysen nützlich, da sie dazu neigen, Konjunkturzyklen vorauszulaufen. Beispielsweise können Baugenehmigungen als Frühindikator dienen und auf eine künftige Nachfrage nach Bauarbeitern und Investitionen im Immobilienmarkt hinweisen.
Lagging Indicators
Im Gegensatz zu Leading-Indikatoren identifizieren Lagging-Indikatoren bestehende Trends, die nicht sofort offensichtlich sein müssen. Diese Art von Indikator läuft hinter den Konjunkturzyklen her.
In der Regel werden Lagging-Indikatoren für langfristige Analysen auf Basis historischer Wirtschaftsdaten oder früherer Preisdaten verwendet. Anders ausgedrückt erzeugen Lagging-Indikatoren Signale auf Basis eines Markttrends oder eines Finanzereignisses, das bereits eingetreten oder etabliert ist.
Koinzidente (gleichlaufende) Indikatoren
Es gibt eine dritte Kategorie, die koinzidenten bzw. gleichlaufenden Indikatoren, die zwischen Leading- und Lagging-Indikatoren liegen. Diese Indikatoren arbeiten nahezu in Echtzeit und liefern Informationen zur aktuellen wirtschaftlichen Lage. Zum Beispiel können gleichlaufende Indikatoren die Arbeitsstunden einer Arbeitnehmergruppe oder die Produktionsrate eines bestimmten Industriesektors messen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Definitionen von Leading-, Lagging- und koinzidenten Indikatoren nicht immer eindeutig sind. Einige Indikatoren können je nach Methode und Kontext in unterschiedliche Kategorien fallen. So gilt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) allgemein als Lagging-Indikator, weil es auf historischen Daten basiert. Es kann jedoch auch nahezu unmittelbare wirtschaftliche Veränderungen widerspiegeln und damit als koinzidenter Indikator betrachtet werden.
Wie werden sie in der technischen Analyse eingesetzt?
Technische Analyse ist ein verbreiteter Ansatz, den Trader und Chartisten in Finanzmärkten nutzen. Dabei kommen sowohl Leading- als auch Lagging-Indikatoren zum Einsatz.
Leading-Indikatoren liefern prognostische Informationen auf Basis von Marktpreisen und Handelsvolumen. Diese Indikatoren können Marktbewegungen signalisieren, die in Kürze stattfinden könnten, sind aber nicht immer zuverlässig. Beispiele für Leading-Indikatoren sind der Relative Strength Index (RSI), der stochastische RSI und Kerzenmuster (Candlestick-Formationen).
Lagging-Indikatoren dagegen basieren auf vergangenen Daten und geben Aufschluss darüber, was bereits geschehen ist. Sie können Tradern helfen, den Beginn neuer Markttrends zu erkennen. Wenn beispielsweise ein Aufwärtstrend endet und der Kurs unter einen gleitenden Durchschnitt fällt, könnte dies den Beginn eines Abwärtstrends signalisieren.
In einigen Chart-Systemen kommen sowohl Leading- als auch Lagging-Indikatoren gleichzeitig vor. Die Ichimoku-Cloud enthält zum Beispiel beide Indikatortypen.
Beide Indikatortypen haben Vor- und Nachteile. Leading-Indikatoren bieten Tradern die besten Chancen durch die Vorhersage zukünftiger Trends, liefern jedoch häufig irreführende Signale. Lagging-Indikatoren sind tendenziell zuverlässiger, da sie durch vergangene Marktdaten definiert werden. Dennoch reagieren sie verzögert auf Marktbewegungen, sodass ihre Signale für Trader zu spät kommen können, um eine vorteilhafte Position zu eröffnen, was zu geringeren potenziellen Gewinnen führt.
Wie werden sie in der Makroökonomie eingesetzt?
Makroökonomen nutzen ebenfalls Wirtschaftsindikatoren, um übergeordnete Trends der Wirtschaft zu bewerten. Diese Indikatoren lassen sich ähnlich wie in der technischen Analyse in Leading- und Lagging-Indikatoren einteilen. Zu den Leading-Wirtschaftsindikatoren zählen Einzelhandelsumsätze, Immobilienpreise und Aktivitätsniveaus im verarbeitenden Gewerbe. Man geht davon aus, dass sie Einblicke in die zukünftige wirtschaftliche Aktivität geben. Im Gegensatz dazu gehören zu den Lagging-Makroindikatoren Arbeitslosen- und Inflationsraten sowie BIP und Verbraucherpreisindex (VPI/CPI). Diese werden verwendet, um die wirtschaftliche Entwicklung zwischen Ländern zu vergleichen und das Wachstum einer Nation über die Zeit zu bewerten.
Fazit
Leading- und Lagging-Indikatoren sind unverzichtbare Werkzeuge für verschiedene finanzwirtschaftliche Analysen, sei es in der technischen Analyse oder in der Makroökonomie. Sie bieten Möglichkeiten, unterschiedliche Datentypen zu interpretieren und oft mehrere Konzepte in einem Instrument zu kombinieren. Diese Indikatoren spielen eine wichtige Rolle bei der Prognose zukünftiger Trends oder der Bestätigung bereits bestehender Trends.
Leading-Indikatoren wie Einzelhandelsumsätze, Immobilienpreise und Produktionsaktivitäten gelten als Treiber künftiger wirtschaftlicher Aktivität oder als prädiktive Hinweise. Im Gegensatz dazu dienen Lagging-Indikatoren, darunter Arbeitslosen- und Inflationsraten, BIP und VPI/CPI, dazu, Entwicklungsstände verschiedener Länder zu vergleichen oder das Wachstum einer Nation im Vergleich zu früheren Jahren und Jahrzehnten zu bewerten.
Abgesehen von ihrer Nützlichkeit bei Trendprognosen sind diese Indikatoren auch entscheidend für die Bewertung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Landes. Ob im Vergleich zu anderen Ländern oder zu vergangenen Jahren: Leading- und Lagging-Indikatoren erleichtern die Interpretation verschiedener Datentypen und liefern Einblicke in wirtschaftliche Trends und Aktivitäten.