Renditen bei gehebelten ETFs entschlüsseln
Gehebelte ETFs sind Investmentfonds, die darauf abzielen, im Vergleich zu traditionellen Exchange Traded Funds höhere Renditen zu erzielen. Diese Fonds nutzen Derivate, um die Gewinne oder Verluste eines Referenzindex um das Zwei- oder Dreifache zu hebeln. Diese Strategie hat jedoch einen Nachteil. Das Portfolio gehebelter ETFs muss häufig neu ausbalanciert werden, was für Anleger zusätzliche Kosten verursachen kann. Daher wird erfahrenen Anlegern, die ihre Portfolios selbstbewusst verwalten, geraten, ihre Indexexponierung und Hebelquote direkt zu steuern statt über gehebelte ETFs.
Grundlagen
Entdecken Sie die komplexe Welt der gehebelten ETFs, die darauf ausgelegt sind, traditionelle ETFs in Long- wie Short-Positionen zu übertreffen. Sie bieten gezielte Exponierung gegenüber bekannten Benchmarks wie dem S&P 500 Index oder dem Nasdaq 100 und bedienen außerdem bestimmte Sektoren oder Branchen. Dieser Beitrag beleuchtet das umfassende Feld der gehebelten ETFs und erklärt ihre Funktionsweise in günstigen wie ungünstigen Marktphasen.
Entwicklung gehebelter ETFs: Marktchancen erschließen
An Börsen ähnlich wie Aktien gehandelt, bündeln ETF-Anteile administrative und Transaktionskosten auf eine breite Anlegerbasis. Die ersten gehebelten ETFs kamen im Sommer 2006 nach einer umfassenden sechsjährigen Prüfung durch die Securities and Exchange Commission (SEC) auf den Markt. Als Abbild eines Indexfonds erhöhen gehebelte ETFs die Investmentexponierung durch Hebelwirkung auf das Fondsvermögen und das Anlegerkapital. In der Regel halten sie eine 2- oder 3-fache Exponierung gegenüber dem Index für jeden $1 Anlegerkapital und hoffen, dass die künftige Wertsteigerung der fremdfinanzierten Investments die damit verbundenen Kapitalkosten übersteigt.
Wertschutz der Vermögenswerte: Von Closed-End zu Open-End Fonds
In der Vor-ETF-Ära kämpften Closed-End-Fonds, die ersten an der Börse notierten Investmentvehikel, mit Preisabweichungen der Anteile, die durch Angebot und Nachfrage verursacht wurden und oft vom Nettoinventarwert (NAV) abwichen. ETFs revolutionierten diese Landschaft durch eine Open-End-Struktur, die eine flexible Erstellung und Rücknahme von Anteilen ermöglicht. Diese dynamische Struktur reduziert Preisunsicherheiten und schafft Arbitragemöglichkeiten, die die Anteilspreise eng an den zugrunde liegenden NAV binden.
Bemerkenswert ist, dass selbst ETFs mit geringem Handelsvolumen Anteilspreise aufweisen, die nahezu ihrem NAV entsprechen, was die Wirksamkeit dieses Modells unterstreicht. Es ist wichtig zu erkennen, dass ETFs zwar nahezu vollständig investiert bleiben, die fortlaufende Erstellung und Rücknahme von Anteilen jedoch Transaktionskosten erhöhen kann, was alle Fondsanleger belastet. Trotz der anfallenden Kosten haben viele ETFs, insbesondere Indextracker, deutlich niedrigere Gebühren als aktiv verwaltete Investmentfonds.
Indexdynamik: Gehebelte ETFs und Derivatstrategien
Zur Steuerung des ständigen Flusses von Anteilserstellungen und -rücknahmen setzen gehebelte ETFs Derivate wie Index-Futures, Equity-Swaps und Index-Optionen ein, um ihre Exponierung gegenüber dem zugrunde liegenden Index anzupassen. Ein typischer Portfolioaufbau umfasst eine beträchtliche Barreserve in kurzfristigen Wertpapieren sowie einen kleineren, jedoch hoch volatilen Derivatebestand. Diese Barreserve dient dazu, finanzielle Verpflichtungen aus Derivateverlusten zu erfüllen.
Komplexer wird es durch inverse-gehebelte ETFs, die ähnliche Derivate nutzen, um Short-Exponierung gegenüber dem zugrunde liegenden ETF oder Index zu erreichen. Diese Fonds profitieren von Indexrückgängen und erzielen Gewinne, erleiden jedoch Verluste bei Indexanstiegen.
Tägliche Rebalancing-Dynamik in gehebelten Fonds
Ein konstantes Hebelverhältnis, typischerweise zwei- oder dreifach, aufrechtzuerhalten, ist schwierig. Schwankungen des zugrunde liegenden Index führen zu Anpassungen der Fondsvermögen und erfordern Änderungen der gesamten Indexexponierung. Ein Beispiel: Hält ein Fonds $100 Millionen an Vermögenswerten und $200 Millionen Indexexponierung, ergibt ein 1%iger Indexanstieg am ersten Handelstag $2 Millionen Gewinn. Der Fonds verfügt nun über $102 Millionen an Vermögenswerten und verdoppelt seine Indexexponierung auf $204 Millionen.
Die laufende Aufrechterhaltung eines stabilen Hebelverhältnisses erlaubt dem Fonds, Handelsgewinne schnell durch ständige Anpassungen wieder anzulegen, ein Vorgang, der als Rebalancing bezeichnet wird. Dieser Mechanismus sorgt für doppelte Indexexponierung, unabhängig von jüngsten 50%-Gewinnen oder -Verlusten. Ohne Rebalancing würden tägliche Veränderungen des Hebelverhältnisses die Renditen gegenüber dem zugrunde liegenden Index unvorhersehbar machen. In Bärenmärkten stellt das Rebalancing eines Fonds mit Long-Exponierung eine Herausforderung dar. Eine Reduzierung der Indexexponierung schützt vor weiteren Einbrüchen, realisiert jedoch Handelsverluste und verringert das Fondsvermögen.
Betrachten Sie ein hypothetisches Szenario: Ein Index fällt an vier aufeinanderfolgenden Tagen täglich um 1% und erholt sich dann am fünften Tag um 4,1%, sodass er seinen ursprünglichen Wert wieder erreicht. Wie schneidet ein zweifach gehebelter ETF, der an diesen Index gekoppelt ist, in diesem Zeitraum ab?
Tag | Index Eröffnung | Index Schluss | Index-Rendite | ETF Eröffnung | ETF Schluss | ETF-Rendite |
Montag | 100.00 | 99.00 | -1.00% | 100.00 | 98.00 | -2.00% |
Dienstag | 99.00 | 98.01 | -1.00% | 98.00 | 96.04 | -2.00% |
Mittwoch | 98.01 | 97.03 | -1.00% | 96.04 | 94.12 | -2.00% |
Donnerstag | 97.03 | 96.06 | -1.00% | 94.12 | 92.24 | -2.00% |
Freitag | 96.06 | 100.00 | +4.10% | 92.24 | 99.80 | +8.20% |
Am Ende der Woche, obwohl sich der Index erholt, bleibt der gehebelte ETF leicht zurück (-0,2%). Das liegt an seiner verhältnismäßig kleineren Vermögensbasis, die einen 8,42%igen Anstieg bräuchte, um das ursprüngliche Niveau wieder zu erreichen. Dieser Effekt erscheint im Beispiel gering, verstärkt sich jedoch über längere Zeiträume in stark volatilen Märkten. Die Größe der prozentualen Rückschläge verstärkt diese Unterschiede.
Mathematisch ist das tägliche Rebalancing einfach, indem die tägliche Indexrendite verdoppelt wird. Die Bewertung der Auswirkungen von Gebühren auf die Portfolioerträge ist jedoch komplexer und wird im folgenden Abschnitt behandelt.
Leistungsbewertung und Gebührenstruktur
Bei der Bewertung der monatlichen Performance des S&P 500 in den letzten drei Jahren stellt ein Anleger eine durchschnittliche Monatsrendite von 0,9% mit einer Standardabweichung von 2% fest. Setzt man voraus, dass zukünftige Renditen diesem historischen Durchschnitt entsprechen, sollte ein zweifach gehebelter ETF auf diesen Index das Doppelte der erwarteten Rendite liefern, begleitet von der doppelten erwarteten Volatilität (also 1,8% Monatsrendite mit 4% Standardabweichung). Diese Gewinne treten überwiegend als Kursgewinne und nicht als Dividenden auf. Es ist wichtig zu beachten, dass die prognostizierten 1,8% vor Gebühren angegeben sind. Gehebelte ETFs verursachen Aufwendungen in drei Kategorien: Verwaltung, Zinsen und Transaktionen.
Verwaltungsaufwand
Die Verwaltungsgebühr, im Prospekt ausgewiesen, übersteigt 1% des Fondsvermögens und deckt Marketing- und Verwaltungskosten ab. Gleichzeitig beziehen sich Zinsaufwendungen auf das Halten derivativer Instrumente, die jeweils einen risikofreien Zinssatz enthalten, der kurzfristigen US-Staatsanleihen ähnelt. Derivategeschäfte verursachen zusätzliche Transaktionskosten.
Finanzdynamik: Zins- und Transaktionskosten
Zins- und Transaktionskosten zu identifizieren und zu berechnen, kann schwierig sein, da sie die Fondsprofitabilität subtil beeinflussen. Ein effektiver Ansatz besteht darin, die Performance eines zweifach gehebelten Small-Cap-ETFs über mehrere Monate mit seinem zugrunde liegenden Index zu vergleichen und die Abweichungen zwischen erwarteter und tatsächlicher Rendite zu analysieren.
Betrachten Sie ein Szenario, in dem ein $500 Millionen Vermögenswert starker, zweifach gehebelter Small-Cap-ETF Derivate einsetzt, um $1 Milliarde Exponierung gegenüber dem Small-Cap-Index zu simulieren, wobei eine Kombination aus Index-Futures, Index-Optionen und Equity-Swaps genutzt wird. Eine bedeutende Barreserve kompensiert potenzielle Deriververluste und wird in kurzfristigen Wertpapieren gehalten, um Zinskosten zu minimieren. Das tägliche Rebalancing passt die Indexexponierung an Preisänderungen sowie an Verpflichtungen aus Anteilserstellung und -rücknahme an.
Über ein Jahr entstehen dem Fonds $33 Millionen an Kosten:
Zinsaufwand | $25 million | 5% of $500 million |
Transaktionskosten | $3 million | 0.3% of $1 billion |
Verwaltungsgebühren | $5 million | 1% of $500 million |
Gesamtkosten | $33 million | - |
Geht man von einem 10%igen Indexanstieg auf $55 aus, wodurch $100 Millionen an Kursgewinnen und Dividenden generiert werden, erzielt der Fonds nach Abzug der Kosten einen Gewinn von $67 Millionen, was einer Rendite von 13,4% für Anleger entspricht. Im Gegenteil führt ein 10%iger Indexrückgang auf $45 zu einem Verlust von $133 Millionen, was eine Reduktion des eingesetzten Kapitals um 25% bedeutet. Der Fonds reduziert die Exponierung auf $734 Millionen, das Zweifache des Anlegerkapitals von $367 Millionen, indem er abgeschriebene Wertpapiere verkauft. Dieses vereinfachte Beispiel lässt die Auswirkungen des täglichen Rebalancings sowie die möglichen Effekte längerer Serien über- oder unterdurchschnittlicher täglicher Renditen auf Bestände und Performance unberücksichtigt.
Fazit
Obwohl gehebelte ETFs, wie die meisten ETFs, benutzerfreundliche Zugänge bieten, bleiben ihre operativen Feinheiten verborgen. Die laufende Verwaltung erfordert ständiges Kaufen und Verkaufen von Derivaten, um eine Zielindexexponierung zu halten, wodurch Zins- und Transaktionskosten entstehen. Das tägliche Rebalancing führt zu erheblichen Schwankungen der Indexexponierung, sodass es diesen Fonds nicht möglich ist, über längere Zeiträume konsistent das Doppelte der Indexrendite zu erzielen.
Um realistische Performanceerwartungen zu setzen, ist es wichtig, die täglichen Renditen eines ETFs mit denen seines zugrunde liegenden Index zu vergleichen. Für Anleger, die im Umgang mit Hebelprodukten versiert sind und Zugang zu den zugrunde liegenden Derivaten wie Index-Futures, Index-Optionen und Equity-Swaps haben, bieten gehebelte ETFs möglicherweise nur begrenzten Mehrwert. Diese Anleger können durch direktes Management ihrer Portfolios die Indexexponierung und Hebelquote selbst steuern.