Schiedsverfahren: Streitbeilegung zwischen Anlegern und Brokern
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Schiedsverfahren: Streitbeilegung zwischen Anlegern und Brokern

Ellie Montgomery · 27. August 2025 · 3m ·

Schiedsverfahren unterscheiden sich von der Einreichung einer Anlegerbeschwerde. Sie können eine geeignete Alternative zu einer Klage sein, da sie für alle Beteiligten geringere Kosten und einen geringeren Zeitaufwand bedeuten. Streitfälle unter 50.000 USD erfordern keine persönlichen Anhörungen. Bei Streitigkeiten zwischen 50.000 USD und 100.000 USD ist eine persönliche Anhörung vor einem einzelnen Schiedsrichter erforderlich.

Grundlagen

Schiedsverfahren sind ein Mittel zur Streitbeilegung zwischen Anlegern und Brokern oder zwischen Brokern untereinander und werden von der Financial Industry Regulatory Authority (FINRA) reguliert. Die Entscheidungen in Schiedsverfahren sind endgültig und verbindlich. Im Gegensatz zur Mediation, bei der die Parteien eine freiwillige Einigung aushandeln, erfordern Schiedsentscheidungen keine einstimmige Zustimmung.

Wichtig ist, das Schiedsverfahren von der Einreichung einer Anlegerbeschwerde zu unterscheiden. Eine Anlegerbeschwerde enthält den Vorwurf eines Fehlverhaltens des Brokers, stellt aber keinen konkreten Anspruch auf Schadensersatz gegen den Broker dar.

Wie funktioniert ein Schiedsverfahren?

Ein Schiedsverfahren ist mit einer Klage vergleichbar, kann jedoch für alle Beteiligten aufgrund der geringeren Kosten und des geringeren Zeitaufwands die bessere Wahl sein. Wenn ein Anleger oder Broker einen konkreten Anspruch gegen einen FINRA-registrierten Broker hat, kann er bei FINRA eine Klage einreichen, in der das angebliche Fehlverhalten und der geforderte Schadensersatz dargelegt werden.

Zur Gewährleistung der Fairness bestellt FINRA in der Regel ein Gremium aus drei Fachleuten aus der Finanzbranche, die nicht in der Wertpapierbranche beschäftigt sind (sofern nicht anders gewünscht). Diese Maßnahme soll Voreingenommenheit vermeiden; wenn eine Partei jedoch einen Befangenheitsverdacht gegen ein Gremiumsmitglied hat, kann sie dessen Ersetzung beantragen.

Flexibler Ansatz zur Streitbeilegung

Schiedsverfahren bieten einen flexiblen Ansatz zur Streitbeilegung, der sich nach der Höhe des Streitwerts richtet. Bei Fällen mit einem Streitwert unter 50.000 USD sind persönliche Anhörungen nicht erforderlich, und die Entscheidung fällt ein einzelner Schiedsrichter auf Grundlage schriftlicher Unterlagen beider Parteien. Bei Streitwerten zwischen 50.000 USD und 100.000 USD ist üblich, persönliche Anhörungen vor einem einzelnen Schiedsrichter durchzuführen.

Im Gegensatz dazu folgt bei Streitwerten über 100.000 USD ein formelleres Verfahren mit persönlichen Anhörungen vor drei Schiedsrichtern. Die Entscheidung erfordert eine Mehrheitsabstimmung des dreiköpfigen Gremiums. Schiedsrichter sind nicht verpflichtet, ihre Entscheidungen zu begründen. Die Parteien können sich selbst vertreten, und die Schiedsgremien bieten in der Regel eine weniger formelle Atmosphäre als Gerichte, sodass Anleger auch ohne anwaltliche Vertretung faire Chancen auf Erfolg haben. Allerdings sollten die mit einer Schiedsklage verbundenen Gebühren sowie Zeit- und Reisekosten bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.

Entscheidungen der Schiedsgerichte und Kritik

Schiedsgremien gewähren möglicherweise nicht den vollen geforderten Betrag, selbst wenn die Klage eine höhere Summe verlangt. Wenn ein Anleger beispielsweise 38.000 USD gegen seinen Broker geltend macht, kann das Gremium bei stattgebender Entscheidung lediglich einen Betrag von 10.000 USD zusprechen. Schiedsentscheidungen sind in der Regel verbindlich und selten anfechtbar, außer in bestimmten Ausnahmefällen. Im Gegensatz dazu ist FINRAs Mediationsverfahren nicht bindend, sofern nicht beide Parteien der Vereinbarung zustimmen.

Die Public Investors Arbitration Bar Association (PIABA) kritisierte FINRA wegen mangelnder Diversität in seinen Schiedsgremien und unzureichender Schutzmaßnahmen gegen Voreingenommenheit und Interessenkonflikte. FINRA wies die Kritik zurück und betonte, dass Einwände gegen das Alter der Schiedsrichter nicht zutreffend seien.

Viele Broker verlangen von Anlegern die Zustimmung zu einer verpflichtenden Schiedsvereinbarung und schließen damit das Gerichtsverfahren als Streitbeilegungsweg aus. Aufgrund von FINRAs faktischem Monopol auf Schiedsverfahren dienen die Gremien der Organisation für viele Anleger oft als einzige Möglichkeit, im Streitfall Ansprüche geltend zu machen.

Fazit

Schiedsverfahren können eine kostengünstige und zeitsparende Alternative zu Gerichtsverfahren bei der Beilegung von Streitigkeiten zwischen Anlegern und Brokern sein. Zwar sind die Entscheidungen in der Regel endgültig und verbindlich, doch bietet das Verfahren je nach Streitwert eine flexible Herangehensweise. Trotz bestehender Kritik verlangen viele Broker die Zustimmung zu verpflichtenden Schiedsvereinbarungen, sodass das Schiedsverfahren eine weit verbreitete Methode der Streitbeilegung in der Finanzbranche darstellt.

 

Financial Industry Regulatory Authority (FINRA)
Arbitration