Schwellenländer: Eine detaillierte Analyse des BIP der Philippinen
Trotz raschen Wirtschaftswachstums seit den 2000er-Jahren bleiben die Philippinen ein Entwicklungsland mit einem niedrigeren Pro‑Kopf‑Einkommen als entwickelte Staaten. Die Wirtschaft ist stark dienstleistungsorientiert und Dienstleistungen machen über 61% des BIP aus. Zudem tragen Überweisungen von im Ausland arbeitenden Filipinos inzwischen etwa 10% zum gesamten BIP bei.
Grundlagen
In einer transformativen Entwicklung, die unter Präsident Benigno Aquino III begann und unter Rodrigo Duterte fortgesetzt wurde, haben die Philippinen einen Aufstieg eingeschlagen, der mit dem eines aufstrebenden Tigers vergleichbar ist. Diese bedeutende Wandlung hob Motoo Konishi, der Landesdirektor der Weltbank, während des Philippines Development Forum 2013 hervor.
Die Kombination aus ethischer Regierungsführung, engagierter Führung, wachsender Infrastruktur und strategischen politischen Initiativen hat die Philippinen auf einen Pfad beschleunigten Fortschritts geführt. Dennoch, wie bei allen sich entwickelnden Volkswirtschaften, ist die umfassende Verbreitung dieses Fortschritts noch nicht vollständig erreicht. Dringliche gesellschaftliche Probleme wie Armut, Ungleichheit und Arbeitslosigkeit erfordern sofortige und ernsthafte Aufmerksamkeit. Die Aussichten sind jedoch hoffnungsvoll, angesichts der jungen, Englisch sprechenden Bevölkerung, hoher internationaler Überweisungen und vergleichsweise geringer Privathaushaltsverschuldung im asiatischen Kontext.
Während die philippinische Wirtschaft bis zur Jahrtausendwende nur moderat wuchs, erlebte sie in den folgenden zwei Jahrzehnten ein deutliches Wachstum. Im Durchschnitt lag das jährliche Wachstum zwischen 2000 und 2009 bei 4,6% und stieg zwischen 2010 und 2019 auf robuste 6,4%. Diese bemerkenswerte Entwicklung verwandelte die Nation von einer unteren Mittelverdienstökonomie mit einem Bruttonationaleinkommen pro Kopf von unter 1.000 US-Dollar vor der Jahrtausendwende zu 3.160 US-Dollar im Jahr 2021.
Transformation der Landwirtschaft auf den Philippinen
Die komplexe Struktur des BIP setzt sich aus verschiedenen Sektoren wie Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen zusammen. Im Jahr 2021 lag der Anteil der Landwirtschaft am BIP bei etwa 10% und erreichte damit einen historischen Tiefstand für das Land. Rückblickend hatte die Landwirtschaft in den 1980er-Jahren noch ein Viertel des BIP und in den 1970er-Jahren nahezu ein Drittel. Parallel dazu machten die Industrie 30,8% aus, während die Dienstleistungen auf 60% anstiegen. Es ist erwähnenswert, dass die Industrieproduktion tendenziell abnahm, während der Dienstleistungssektor stark wuchs.
Der Wandel von einer agrarisch geprägten zu einer von Dienstleistungen und Industrie dominierten Wirtschaft vollzog sich schrittweise. 1980 machte die Landwirtschaft noch ein Viertel des BIP aus; dieser Anteil schrumpfte im Zeitverlauf auf 9,3%. Zur Landwirtschaft zählen Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei, Pflanzenbau und Viehzucht; sie beschäftigt etwa ein Viertel der Erwerbstätigen. Wichtige Erzeugnisse sind Zuckerrohr, Kokosnüsse, Reis, Mais, Bananen, Maniok, Tapioka, Ananas, Mangos sowie Schweinefleisch, Eier, Rindfleisch und Fisch.
Anhaltende Schwäche in der Produktivitätsentwicklung der Landwirtschaft hat eng mit höheren Armutsraten zusammengehangen. Unzureichende staatliche Maßnahmen gelten als Hauptursache für den Niedergang dieses Sektors, verschärft durch mangelhafte Infrastruktur und geringe Investitionen. Diese Probleme wurden in Perioden anhaltender Dürren zusätzlich verstärkt.
Der Blick in die Zukunft ist jedoch positiver, da die Regierung verstärkt auf eine Revitalisierung setzt. Bedeutende Investitionen fließen in den Sektor, unterstützt durch Maßnahmen des Landwirtschaftsministeriums (Department of Agriculture, DA). Ziele sind Ernährungssicherheit, höhere Einkommen in ländlichen Regionen und Infrastrukturverbesserungen. Die DA hat Mechanisierung der Landwirtschaft, nationale Programme für ökologische Landwirtschaft sowie Nachernteentwicklung eingeführt, um Ernteverluste zu reduzieren, die Erschwinglichkeit zu erhöhen und Arbeitskosten zu stabilisieren.
Das philippinische Projekt zur ländlichen Entwicklung (Philippine Rural Development Project), unterstützt von der Weltbank, zielt darauf ab, die ländliche Infrastruktur zu verbessern. Gleichzeitig wird das Angebot an Ernteversicherungen durch die Philippine Crop Insurance Corporation, gestärkt durch staatliche Unterstützung, schnell ausgeweitet und verspricht umfassendere Absicherung gegen Wetterrisiken.
In diesen Strategien liegt das Versprechen einer baldigen landwirtschaftlichen Erholung. Die Philippinen sind gut positioniert, um Produktivität und Erträge wieder anzukurbeln und eine neue Erfolgsgeschichte für ihren Agrarsektor zu schreiben.
Industrielle Entwicklung: Sektorale Dynamik der Philippinen
Die Industrie hinterließ einen beträchtlichen und beständigen Einfluss auf das philippinische BIP – von einem Höchststand von nahezu 45% in den 1980er-Jahren bis zu einem Tiefstwert unter 28% im Jahr 2021. Dieser Sektor beschäftigt weiterhin fast ein Fünftel der Erwerbsbevölkerung. Der Ausbau der Infrastruktur zur Anwerbung ausländischer Direktinvestitionen (FDI) ist zu einem zentralen Regierungsziel geworden, wobei Wirtschaftszonen entstehen, die ausländische Unternehmen anziehen. Es gibt Anzeichen dafür, dass einige Firmen einen Teil ihrer Produktion von China auf die Philippinen und andere südostasiatische Länder verlagern, eine strategische Verschiebung, die das industrielle Wachstum in den kommenden Jahren fördern könnte.
Das industrielle Gefüge der Philippinen besteht hauptsächlich aus zwei Bereichen: Fertigung und Agribusiness. Die Fertigung umfasst Bergbau und Mineralverarbeitung, Pharmazeutika, Schiffbau, Elektronik und Halbleiter. Hervorzuheben ist die pharmazeutische Branche, die als wichtiges Zentrum im asiatisch-pazifischen Raum Anerkennung findet. Darüber hinaus haben metallische Rohstoffe ausländische Investoren wie BHP und Sumitomo Metal Mining Co Ltd angezogen. Diese Kombination hat das Potenzial für den Schiffbau gestärkt und die Philippinen zum viertgrößten Schiffbauland weltweit gemacht (hinter China, Südkorea und Japan).
Die elektronische Industrie begann in den Mitte der 1970er-Jahre, als westliche Unternehmen ihre Produktion diversifizierten, um steigende Herstellungskosten anderswo auszugleichen. Seitdem ist der Elektroniksektor stark gewachsen und spielt eine zentrale Rolle in der nationalen Wirtschaft – er schafft Arbeitsplätze, generiert Staatseinnahmen, fördert Exporte, erhöht Haushaltseinkommen und trägt zum BIP bei.
Das Agribusiness konzentriert sich auf verarbeitete Produkte wie Früchte, Gemüse, tropische Früchte und Meeresalgen. In diesem Sektor finden frische tropische Früchte, Mangosamenöl, Zuckerplantagen, Bioethanol, Biokraftstoffe und Kokosmethylester besondere Beachtung und zeigen die Diversität des Industriespektrums.
Dienstleistungslandschaft: Sektorale Dynamik der Philippinen
Anfang der 1980er-Jahre vollzog sich in der philippinischen Wirtschaftsstruktur eine entscheidende Wende: Der Dienstleistungssektor überholte die Industrie beim BIP‑Beitrag. Dieser Anteil stieg von 36% im Jahr 1980 und übertrat 2020 die 60%-Marke. Parallel dazu verschob sich die Beschäftigungsstruktur, wobei der Dienstleistungssektor einen großen Teil der Erwerbsbevölkerung aufnimmt – mehr als die Kombination aus Landwirtschaft und Industrie.
Innerhalb des Dienstleistungssektors spielt Business Process Outsourcing (BPO) eine Schlüsselrolle. Der philippinische BPO‑Sektor profitiert von mehrsprachigen Fachkräften und einer kulturellen Nähe zu den USA – die Philippinen sind damit der größte BPO‑Markt. Das Wachstum der Branche beruht auf hoher Kundenorientierung und professionellen Serviceleistungen.
Der Tourismus ist der zweitwichtigste Bereich im Dienstleistungssektor und verzeichnet stetiges Wachstum. Dennoch bleibt das Tourismuspotenzial der Philippinen weitgehend ungenutzt im Vergleich zu regionalen Wettbewerbern wie Singapur, Indonesien und Thailand. Mangelnde Infrastruktur — darunter Flughäfen, unzureichend ausgebaute Schienen- und Straßennetze sowie fehlende touristische Angebote — hemmt die Entwicklung.
Hinzu kommen Exportdienstleistungen, die wesentlich von der philippinischen Diaspora getragen werden, einschließlich dauerhafter, temporärer und zeitweiliger Migranten. Die Auslandüberweisungen der Filipinos sind im Laufe der Jahre stark gewachsen und erreichen aktuell etwa 10% des BIP. Zum Vergleich: 2000 betrug ihr Anteil 8,5%, 1990 3,3% und 1980 lediglich 1,93%. Mit dem Ausbau des BPO‑Sektors steigt der Konsum und es entstehen Arbeitsplätze, gestützt durch starke Deviseneinnahmen. Diese Entwicklung bietet der Volkswirtschaft eine attraktive Alternative und festigt ihre Widerstandsfähigkeit.
Mit der Expansion des BPO‑Sektors ergeben sich doppelte Vorteile: Neben der Stärkung des Dienstleistungssektors kann er auch zur Rückkehr philippinischer Arbeitskräfte beitragen und so einem Rückgang der Auslandsüberweisungen entgegenwirken.
Fazit
Ein ausgewogenes Zusammenspiel von Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen treibt eine Volkswirtschaft voran. Diese Stabilität schafft die Basis für weitere Fortschritte in tertiären Sektoren. In der Vergangenheit lagen die Philippinen in wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung hinter wohlhabenderen südost- und ostasiatischen Nachbarn zurück. Diese Zeiten sind zunehmend überwunden. Heute bewegen sich die Philippinen stetig auf Wachstum und nachhaltige Entwicklung zu.