Vorgeschlagene SEC-Regel: Mehr Anlegerschutz durch „Regulation Best Interest“
Grundlagen
In einem bedeutenden Schritt zur Stärkung des Anlegerschutzes hat die Securities and Exchange Commission (SEC) eine neue Regelung vorgestellt, die darauf abzielt, die bestehenden Standards für Broker und Anlageberater zu überarbeiten. Unter dem Namen „Regulation Best Interest“ hat dieses vorgeschlagene Regelpaket kürzlich eine wichtige Entwicklung erfahren.
Am 18. April 2018 stimmte die SEC mit 4 zu 1 dafür, die Regelung zur öffentlichen Stellungnahme freizugeben, was einen Wendepunkt für den Anlegerschutz markiert. Die Kommission hat eine 90-tägige öffentliche Kommentierungsfrist eingeleitet und ruft Stakeholder sowie die Öffentlichkeit dazu auf, ihre Einschätzungen und Meinungen einzubringen. Dieses regulatorische Update baut auf früheren Bestrebungen auf, die Rechte der Anleger zu stärken. Bemerkenswert ist, dass das US-Arbeitsministerium zuvor verlangt hatte, dass Broker, Vermittler und Berater bei der Beratung zu Altersvorsorgeinvestitionen einem strengeren Treuepflichtstandard unterliegen. Das Engagement der SEC, den Anlegerschutz durch regulatorische Maßnahmen zu verbessern, bleibt ungebrochen, wobei die vorgeschlagene Regulation Best Interest als jüngster Meilenstein dieses fortlaufenden Prozesses dient.
Entwicklung der Standards
Ein Paradigmenwechsel zeichnete sich mit der Einführung der Treuepflichtregel ab, die die Standards für Broker veränderte. Früher operierten Broker unter dem sogenannten Eignungsstandard („suitability standard“), der es ihnen erlaubte, lediglich grundsätzlich geeignete Investments zu empfehlen, anstatt solche, die wirklich den besten Interessen der Kunden entsprechen. Diese Nachgiebigkeit ermöglichte es Brokern, teurere Investments mit höheren Provisionen zu fördern, solange diese den Eignungskriterien genügten.
In Anerkennung des Reformbedarfs reagierte die Securities and Exchange Commission auf Forderungen nach Maßnahmen in Bezug auf die Treuepflicht. Sowohl die ehemalige Vorsitzende Mary Jo White als auch der damalige Vorsitzende Jay Clayton zeigten ein deutliches Interesse an Reformen. Der Druck auf die Regulierung verstärkte sich zusätzlich, als ein Bundesberufungsgericht im März die Treuepflichtanforderung des Arbeitsministeriums kassierte.
Erste Einschätzungen von Experten deuten darauf hin, dass die Regulation Best Interest, die sich über mehr als 1.000 Seiten erstreckt, weniger strikt ausfällt als die Regel des Arbeitsministeriums. Sie hat allerdings einen weiteren Anwendungsbereich, da sie sich nicht nur auf Altersvorsorgeinvestitionen beschränkt und damit einen umfassenderen Ansatz zum Schutz von Anlegern verfolgt.
Verbesserung des Anlegerschutzes: Zentrale Elemente des SEC-Vorschlags
Als Teil ihres Engagements zum Schutz der Anleger hat die Securities and Exchange Commission einen umfassenden Vorschlag vorgelegt, der drei wesentliche Komponenten umfasst. Diese Komponenten, wie von der SEC dargelegt, sollen Transparenz fördern und den Sorgfaltsstandard in der Finanzbranche anheben:
- Handeln im besten Interesse: Nach dem Vorschlag wären Broker-Dealer verpflichtet, bei Anlageempfehlungen das beste Interesse ihrer Privatkunden in den Vordergrund zu stellen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Beratung auf die individuellen Bedürfnisse und Ziele der Anleger zugeschnitten ist.
- Klärung der Treuepflicht: Die SEC beabsichtigt, die Treuepflicht, die Anlageberater ihren Kunden schulden, klarer zu definieren. Durch eindeutige Leitlinien sollen Anleger mehr Vertrauen in das Engagement ihrer Berater gewinnen können, in ihrem besten Interesse zu handeln.
- Erweiterte Offenlegungen: Anlageprofis müssten ein kurzes, informatives Dokument bereitstellen, das als Kunden- oder Mandatszusammenfassung (Form CRS) bekannt ist. Diese Offenlegung würde den Umfang und die Bedingungen der Beziehung zwischen Kunde und Dienstleister skizzieren und Anlegern fundiertere Entscheidungen ermöglichen. Zudem soll es Broker-Dealern untersagt werden, das Wort „Advisor“ im Namen oder als Titel zu verwenden. Diese Maßnahme wahrt den aktuell höheren Verhaltensstandard für Anlageberater und hebt deren Rolle gegenüber Broker-Dealern hervor.
Der Vorschlag der SEC stellt einen wichtigen Schritt zur Stärkung des Anlegerschutzes, zur Förderung größerer Transparenz und zur Erhöhung des Sorgfaltsstandards in der Finanzbranche dar.
Treuepflicht vs. Best Interest
Im finanziellen Umfeld gab es eine wesentliche Entwicklung mit der Einführung der Treuepflichtregel in der Obama-Administration. Über einen Zeitraum von sechs Jahren erarbeitet, verpflichtete diese Regel Finanzprofis, die mit Rentenvermögen der Kunden arbeiten, zu einem Treuepflichtstandard.
Unter dem Treuepflichtstandard mussten Finanzdienstleister angemessene Gebühren verlangen und durften keine irreführenden Aussagen zu Investments, Zahlungsvereinbarungen oder Interessenkonflikten machen. In einigen Fällen interpretierten staatliche Aufsichtsbehörden die Regel sogar so, dass Verkaufswettbewerbe verboten wurden, die Broker dazu anreizten, provisionsstarke Policen statt kostengünstigerer Alternativen mit vergleichbarer Performance zu empfehlen.
Während Verbraucherschützer und Anlegergruppen dem Umfang der Reformen durch den aktuellen SEC-Vorschlag skeptisch gegenüberstehen, lehnten Interessengruppen aus der Finanz- und Versicherungsbranche sowohl den Treuepflichtstandard als auch ähnliche Vorschläge ab. Ihr Einwand richtet sich gegen die starke Abhängigkeit der SEC von Offenlegungen sowie das Fehlen einer klaren Definition des „Best-Interest“-Standards.
Kritiker argumentieren ferner, dass die Offenlegung von Interessenkonflikten, wie sie im Form CRS vorgesehen ist, diese nicht beseitigt. Darüber hinaus adressiert der neue Verhaltensstandard nicht ausreichend Vertriebsquoten und Vergütungspraktiken, die Broker dazu motivieren, provisionsstarke, ertragsschwache Investments zu empfehlen, die nicht den besten Interessen der Kunden entsprechen.
Kommissarin Kara M. Stein war die einzige Gegenstimme und äußerte ihre Enttäuschung über die verpasste Chance, die Interessen der Anleger in den Mittelpunkt zu stellen. Ihrer Ansicht nach verstärkt der vorgeschlagene Regeltext lediglich die bestehenden Eignungspflichten der Broker und verlangt einige Offenlegungen, ohne den Anlegerschutz wirklich voranzubringen.
Stellungnahmen von Finanzberatern zur laufenden Debatte
Im Zuge der anhaltenden Debatte über Standards im Finanzwesen zeigen sich Finanzberater, die größtenteils dem Treuepflichtstandard folgen, mit der öffentlichen Diskussion zufrieden. Sie sind der Ansicht, dass die erhöhte Sichtbarkeit verschiedener Verhaltensstandards den Verbrauchern zugutekommt und das Bewusstsein steigert.
Steve Sivak, CFP® und Gründer von Innovate Wealth, sowie Dan Danford, CFP® und CEO des Family Investment Center, beide Certified Financial Planners™, betonen die Bedeutung des Treuepflichtstandards. Sie weisen darauf hin, dass Tausende von Beratern sich zur Einhaltung eines echten Treuepflichtstandards verpflichten, indem sie eine Zertifizierung erwerben und die CFP®-Bezeichnung annehmen, die über das vom SEC-Vorschlag geforderte „Best Interest“ hinausgeht.
David Rae, CFP®, AIF®, Präsident und Gründer von DRM Wealth Management, teilt die Bedenken seiner Kollegen und hält den Vorschlag nicht für ausreichend, um einen echten Treuepflichtstandard zu etablieren. Er ist der Auffassung, dass dieser Ansatz die Öffentlichkeit verwirren und letztlich einzelne Anleger schädigen werde.
Das Fazit dieser Finanzberater lautet, dass die von der SEC vorgeschlagenen Änderungen der Agenturstandards keinen ausreichenden Verbraucherschutz bieten. Stattdessen würden die Regulation Best Interest mehr Verwirrung stiften und nicht die nötige Klarheit für Verbraucher schaffen, die finanzielle Entscheidungen treffen müssen.
Fazit
Die vorgeschlagene Regulation Best Interest der SEC stellt einen bedeutenden Schritt zur Verbesserung des Anlegerschutzes und zur Erhöhung der Qualität finanzieller Beratung dar. Der Vorschlag enthält zentrale Elemente wie die Verpflichtung von Broker-Dealern, im besten Interesse ihrer Kunden zu handeln, die Klarstellung der Treuepflicht von Anlageberatern und erweiterte Offenlegungspflichten. Während viele Finanzberater die Debatte um Standards begrüßen, bestehen Bedenken, dass die Regelung nicht ausreicht, um einen echten Treuepflichtstandard zu etablieren, und dass sie die Öffentlichkeit verwirren könnte. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Regulierung und Marktmechanismen ist entscheidend, um die Interessen der Anleger zu priorisieren und Transparenz in der Finanzbranche zu fördern.