Was führte zum Börsencrash von 1929?
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Was führte zum Börsencrash von 1929?

Alice Cooper · 28. August 2025 · 5m ·

Im Oktober 1929 ereignete sich der Börsencrash, der zur Großen Depression und zum Verlust von Milliarden Dollar führte. Dieses Ereignis, bekannt als Schwarzer Donnerstag, folgte einer Phase enormen Wachstums und spekulativer Ausdehnung. Bei Überangebot und sinkender Nachfrage hatten Produzenten Schwierigkeiten, ihre Produkte zu verkaufen, was zum wirtschaftlichen Abschwung beitrug.

Grundlagen

Die „Roaring Twenties“, ein Jahrzehnt kräftigen wirtschaftlichen und sozialen Aufschwungs in den Vereinigten Staaten, endeten abrupt im Oktober 1929 mit einem Börsencrash, der die Große Depression der 1930er Jahre einleitete. Anschließend schrumpfte die US-Wirtschaft stark: Das BIP fiel zwischen 1929 und 1933 um über 36 %. Zahlreiche amerikanische Banken scheiterten, Kunden erspartes Vermögen ging verloren, und die Arbeitslosigkeit stieg auf erschreckende 25 %, als Arbeitsplätze verschwanden.

„Schwarzer Donnerstag“ markiert den Beginn des Absturzes 

Am 24. Oktober 1929 eröffnete der Aktienmarkt 11 % niedriger als am Vortag und leitete damit den Crash ein. Institutionen und Finanzierer griffen mit Geboten über dem Marktpreis ein, um die Panik zu dämpfen, was zunächst nur zu moderaten Verlusten führte. In den folgenden zwei Tagen erholten sich die Kurse wieder etwas.

Die Atempause währte jedoch nicht lange. Am darauf folgenden Montag, dem sogenannten Schwarzen Montag, verzeichnete der Dow Jones Industrial Average (DJIA) einen Rückgang von 13 %. Am nächsten Tag, dem Schwarzen Dienstag, fiel der Dow um weitere 12 %, betroffen waren einige der größten US-Unternehmen.

Vor dem Crash erreichte der Dow am 3. September 1929 seinen Höchststand bei 381,17 Punkten. Das Tief wurde am 8. Juli 1932 mit 41,22 Punkten erreicht – ein Verlust von erstaunlichen 89,2 %.

Während große Blue-Chip-Aktien an Wert verloren, traf es kleinere Firmen noch härter, viele meldeten Insolvenz an. Zahlreiche spekulative Aktien wurden von den Börsen entfernt. Erst am 23. November 1954 erreichte der Dow wieder sein damaliges Hoch von 381,17 Punkten.

Die Vor-Crash-Phase: Enorme Expansion

In den frühen 1920er Jahren florierten Unternehmen durch den Export nach Europa, das sich vom Ersten Weltkrieg erholte. Die Arbeitslosigkeit blieb niedrig, und die Verbreitung des Automobils schuf Arbeitsplätze und wirtschaftliche Effizienzgewinne.

Die Aktienkurse stiegen bis zu ihrem Höhepunkt 1929. In diesem Jahrzehnt wurde die Börse zum nationalen Masseninteresse, das Vermögende ebenso wie Menschen mit Krediten von Brokern anzog.

Die boomende Wirtschaft förderte eine Kultur der Spekulation, die breite Bevölkerungsschichten anlockte. Viele gingen Margin-Geschäfte ein, kauften Wertpapiere, indem sie einen Teil selbst zahlten und den Rest von Banken oder Brokern liehen. Die Margin-Kredite stiegen von 12 % des NYSE-Marktwerts im Jahr 1917 auf 20 % im Jahr 1929.

Markt-Überangebot und Überproduktion

Investoren handelten zunehmend nicht nach fundamentalen Kennzahlen, sondern nach der Erwartung weiter steigender Kurse, was immer mehr Teilnehmer anlockte, die schnelle Gewinne sahen. Mitte 1929 zeichnete sich ein ökonomisches Problem ab: Viele Branchen litten unter Überproduktion, was zu einem Überangebot führte. Unternehmen nutzten die hohen Aktienkurse, um leicht Kapital zu beschaffen und ihre Produktion optimistisch auszuweiten. Dadurch führten Überproduktion und Überangebot in Sektoren wie Landwirtschaft, Stahl und Eisen zu einer Preiskrise. Firmen sahen sich gezwungen, Waren mit Verlust abzugeben, was die Aktienkurse weiter drückte. In den 1930er Jahren fielen die Preise für Agrarrohstoffe drastisch, was zu Zwangsvollstreckungen von Farmen und Insolvenzen führte. Manche Familien verbrannten Mais statt Kohle, um Heizungskosten zu sparen.

Auswirkung von Zöllen auf den Welthandel 

Nach dem Ersten Weltkrieg und mit der europäischen Erholung stieg die Produktion, sodass ein Überschuss an Agrarprodukten entstand. Dieses Überangebot beraubte amerikanische Landwirte eines wichtigen Auslandsmarkts. Daraufhin verabschiedete der US-Kongress eine Reihe von Gesetzen, die Importzölle aus Europa erhöhten. Diese Zölle, zunächst gegen Agrarprodukte gerichtet, wurden auf ein breiteres Warenspektrum ausgeweitet, worauf andere Länder mit Gegenzöllen auf US- und Fremdimporte reagierten. Das Zusammenspiel von Überproduktion, Überangebot und zollbedingten Preissteigerungen traf den internationalen Handel hart: Zwischen 1929 und 1934 brach der Welthandel um etwa 66 % ein.

Die lähmende Schuldenlast

In Haussephasen können Margin-Geschäfte große Gewinne bringen, da geliehene Mittel es Investoren erlauben, mehr Aktien zu kaufen, als ihr Bargeld erlauben würde, und so Gewinne durch Hebelwirkung zu verstärken. In Abschwüngen werden Verluste jedoch gleichermaßen vergrößert. Der rasche Wertverfall eines Portfolios löst Margin-Calls durch Broker aus, die zusätzliche Einlagen verlangen, um die Verluste zu decken. Wird das Geld nicht bereitgestellt, liquidieren Broker die Positionen.

Der Marktcrash von 1929 löste eine Flut von Margin-Calls bei Banken aus. Die starke Abhängigkeit der Allgemeinheit von Margin-Käufen bei gleichzeitig begrenzten Barreserven führte zu massiven Zwangsverkäufen von Portfolios. Der Aktienmarkt stürzte ab und Anleger erlitten erhebliche Verluste. Es ist wichtig zu beachten, dass es damals keine Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) gab, die Einlagen schützte, weshalb viele Amerikaner ihr Geld von Banken abzogen. Gleichzeitig litten die Banken unter faulen Krediten und erlitten hohe Verluste.

Die Zeit nach dem Crash 

Der Börsencrash und die anschließende Große Depression (1929–1939) hinterließen tiefe Spuren in nahezu allen Bereichen der Gesellschaft und veränderten die Wahrnehmung und den Umgang einer gesamten Generation mit Finanzmärkten grundlegend. Im Gegensatz zur überschwänglichen Stimmung der Roaring Twenties mit starkem Optimismus, hohem Konsum und Wachstum stand nun ein vollständiger Stimmungsumschwung.

Fazit

Börsencrashs, Rezessionen und Depressionen sind meist das Ergebnis eines Zusammenspiels mehrerer Faktoren. Auch der Crash von 1929 hatte viele Ursachen: der Wirtschaftsboom nach dem Ersten Weltkrieg, Überproduktion in Schlüsselbereichen, die verstärkte Nutzung von Margin-Krediten beim Aktienkauf, die weltweit rückläufige Nachfrage infolge des Krieges und weitere Faktoren. Aus den unvermeidlichen Fehlern wurden Lehren gezogen, um Wiederholungen zu vermeiden, während einige Ursachen bis in spätere Krisen hineinwirkten.

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