Was ist eine Wild-Card-Option?
Im Kontext von Futures-Kontrakten auf Staatsanleihen ist eine "Wild-Card-Option" ein vom Verkäufer vorbehaltenes Recht, das ihm erlaubt, seine Anleihen nach Handelsschluss an den Käufer des Futures-Kontrakts zu liefern. Der Verkäufer kann von dieser Option profitieren, indem er einen günstigeren Preis erzielt, wodurch die Kosten seiner Short-Position sinken und letztlich seine Gewinne steigen.
Grundlagen
Bei bestimmten US-Staatswerten ist eine eingebettete Option vorhanden, die als Wild-Card-Option bezeichnet wird. Diese Option ermöglicht es dem Verkäufer einer Staatsanleihe, die Lieferung des zugrunde liegenden Papiers bis nach den regulären Handelszeiten zu verzögern. Dadurch erhält der Verkäufer einige zusätzliche Stunden, um vor der Erfüllung seines Futures-Kontrakts einen günstigeren Preis zu sichern. Insgesamt kommt diese Option dem Verkäufer zugute und ist ein wertvolles Instrument zur Preisoptimierung.
Wie funktionieren Wild-Card-Optionen?
Die Chicago Board of Trade (CBOT) bietet US-Staatsanleihen-Futures seit 1977 an. Nach den CBOT-Regeln endet der Futures-Handel um 14:00 Uhr, doch Verkäufer sind nicht verpflichtet, bis 20:00 Uhr zu liefern. Der Rechnungsstellungs- bzw. Invoice-Preis, mit dem der Futures-Kontraktinhaber kompensiert wird, wird um 14:00 Uhr festgelegt. Die Wild-Card-Option gewährt Verkäufern von Treasury-Futures jedoch ein sechsstündiges Zeitfenster für mögliche Nachmarktgewinne.
Bei Ausübung der Wild-Card-Option beobachten Verkäufer die Nachmarkt-Spotpreise. Fallen diese unter den Invoice-Preis, kann die Option ausgeübt werden, wodurch die Lieferung zum niedrigeren Spotpreis erfolgt und die Kosten der Short-Position reduziert werden.
Beispiel für eine Wild-Card-Option
Treasury-Bond-Futures sind weltweit für ihr hohes Handelsvolumen bekannt. Zur Veranschaulichung der praktischen Anwendung einer Wild-Card-Option betrachten wir das Beispiel von ABC Capital, einem fiktiven Investmentunternehmen, das eine Short-Position im Treasury-Markt durch den Verkauf von Treasury-Bond-Futures hält. ABC Capital ist als Verkäufer der Anleihen dafür verantwortlich, eine bestimmte Menge an Anleihen zum vereinbarten Zeitpunkt an den Käufer zu liefern. Allerdings hat ABC Capital das Ermessen, die eingebaute Wild-Card-Option am Abrechnungstag zu aktivieren.
An diesem entscheidenden Tag kann ABC Capital bis zu sechs Stunden nach Sitzungsende Geduld üben, bevor es seine Absicht zur Lieferung der Anleihen erklärt. Diese Wartezeit eröffnet eine Chance: Fallen die Anleihepreise im Nachmarkt, kann ABC Capital Anleihen zu einem vorteilhafteren Kurs erwerben, bevor es seine Verpflichtung gegenüber dem Käufer erfüllt. Dieses Vorgehen verringert effektiv die Kosten der Short-Position von ABC Capital und trägt zur Gewinnsteigerung oder Verlustbegrenzung bei.
Fazit
Die "Wild-Card-Option" in Futures-Kontrakten auf Staatsanleihen erlaubt es Verkäufern, die Lieferung bis nach den regulären Handelszeiten zu verschieben, wodurch Kosten gesenkt und Gewinne erhöht werden können. Die CBOT vermittelt US-Treasury-Futures seit 1977 und erlaubt den Handel bis 14:00 Uhr sowie die Abwicklung bis 20:00 Uhr. Die Wild-Card-Option bietet Verkäufern ein sechsstündiges Fenster für Nachmarktchancen, das zu Kosteneinsparungen durch Lieferung zum niedrigeren Spotpreis führen kann. Beispielsweise kann ABC Capital als hypothetischer Verkäufer diese Option nutzen, um Anleihen während des Nachhandels zu besseren Preisen zu sichern, mögliche Verluste zu reduzieren und Gewinne zu maximieren. Diese Option ist ein wertvolles Instrument für Verkäufer im Markt für Treasury-Bond-Futures.