Was sind dezentrale Derivate? Einführung in DeFi-Derivate
Crypto Fundamental Analysis

Was sind dezentrale Derivate? Einführung in DeFi-Derivate

Grundlagen

Im Bereich der dezentralen Finanzwirtschaft (DeFi) haben dezentrale Derivate als Finanzinstrumente, die auf dezentralen Börsen (DEXs) gehandelt werden, erheblich an Bedeutung gewonnen. Ähnlich wie ihre traditionellen Gegenstücke leiten dezentrale Derivate ihren Wert von zugrunde liegenden Vermögenswerten ab, vornehmlich Kryptowährungen. Die Ausführung und Abwicklung dieser Verträge wird durch Smart Contracts gesteuert, die autonom laufen, um die vertraglichen Bedingungen zu erfüllen.

Was sind Derivate? 

Im Finanzwesen sind Derivate Verträge, die ihren Wert von einem zugrunde liegenden Asset ableiten, darunter Aktien, Kryptowährungen, Fiat-Währungen und Rohstoffe. Diese Verträge stellen Vereinbarungen zwischen zwei Parteien dar und konzentrieren sich auf den erwarteten zukünftigen Preis oder Wert des Basiswerts.

Optionen, Futures und Swaps sind bekannte Beispiele für Derivate. Gemeinsam ist ihnen das Grundprinzip, Anlegern zu ermöglichen, von Preisbewegungen eines Assets zu profitieren, ohne das Asset tatsächlich zu besitzen.

Derivate bieten potenzielle Vorteile wie Absicherung gegen Risiken (Hedging) und erhöhte Renditen durch Hebelwirkung. Beispielsweise können Trader Hebel einsetzen, um mit einem kleineren Kapitaleinsatz eine größere Menge des zugrunde liegenden Assets über einen Future-Kontrakt zu kontrollieren.

Zusätzlich ermöglichen Derivate die Diversifizierung von Portfolios, indem sie Zugang zu verschiedenen Anlageklassen und Märkten gewähren. Hedging dagegen bedeutet, Derivate zu verwenden, um mögliche Verluste bestehender Investitionen auszugleichen.

Es ist wichtig zu erkennen, dass Derivate inhärente Risiken bergen, bedingt durch ihre komplexe Natur und die Möglichkeit von Hebelwirkungen, die Verluste verstärken können. Daher ist das Verständnis der Risiken und möglichen Folgen des Derivatehandels entscheidend, bevor man sich daran beteiligt.

Was sind dezentrale Derivate im Krypto-Bereich?

Dezentrale Finanzen bringen einen neuen Ansatz für Derivate, die ihren Wert aus zugrunde liegenden Assets ableiten und in blockchain-basierten Protokollen betrieben werden. Obwohl Krypto-basierte Derivate den DeFi-Bereich dominieren, können auch dezentrale Derivate entstehen, die an unterschiedliche Asset-Typen, etwa Aktien, gekoppelt sind.

Der Reiz von Krypto-Derivaten liegt darin, dass Einzelpersonen auf zukünftige Preisbewegungen von Assets setzen oder ihre Positionen absichern können – und das in einer transparenten, vertrauenslosen Umgebung. Ein bemerkenswerter Aspekt dezentraler Derivateprotokolle ist ihre inklusive Natur: Sie setzen nur geringe Eintrittsbarrieren voraus und erlauben jedem, sich mit seiner Krypto-Wallet zu verbinden.

Diese Krypto-Derivateprotokolle legen Wert auf die Kontrolle der Nutzer über ihre Assets und Schlüssel, ohne dass diese an zentrale Plattformen oder Drittverwahrer übertragen werden müssen. Dadurch können Nutzer ihre Assets nahtlos zwischen verschiedenen Protokollen im Rahmen ihrer DeFi-Strategien verschieben, ohne langwierige Auszahlungsprozesse.

Wie funktionieren Derivate-DEXs?

Im Bereich der dezentralen Finanzen arbeiten Derivate-DEXs auf Blockchain-Netzwerken, um vermittlerfreie Transaktionen zu ermöglichen. Diese Blockchains dienen als unveränderliche und manipulationssichere Hauptbücher, die sicherstellen, dass validierte Transaktionen und Vertragserfüllungen nach dem Hinzufügen nicht mehr verändert oder entfernt werden können.

Dezentrale Derivateprotokolle können auf verschiedenen Blockchains entwickelt werden, darunter Ethereum, BNB Chain, Solana und Layer-2-Lösungen. Jede Blockchain unterscheidet sich jedoch in Sicherheitsniveau, Skalierbarkeit und Transaktionskosten, was die Nutzererfahrung und die Gesamtleistung des Protokolls beeinflusst. Manche Derivate-DEXs legen Wert auf Cross-Chain-Kompatibilität und Interoperabilität, sodass Nutzer Derivate zwischen mehreren Blockchains handeln können.

Smart Contracts, eine zentrale Technologie, ermöglichen vermittlerfreie Transaktionen. Diese Verträge sind selbstausführend und enthalten vordefinierte Bedingungen direkt im Code. Sie führen automatisch Transaktionen aus und wickeln sie ab und können zusätzliche Funktionen wie Staking und Governance übernehmen, sobald die festgelegten Kriterien erfüllt sind.

Um eine genaue Preisverfolgung und die Anbindung an reale Vermögenswerte zu gewährleisten, verlassen sich Derivateprotokolle häufig auf Blockchain-Orakel. Diese Orakel unterscheiden sich in Dezentralisierung, Datenqualität und Aktualisierungsfrequenz, was die Zuverlässigkeit der Plattform beeinflusst.

Dezentrale Derivateprotokolle übernehmen oft dezentrale Governance-Modelle, die es Nutzern ermöglichen, in unterschiedlichem Maße an Entscheidungsprozessen teilzunehmen. Während einige Protokolle stark auf dezentrale Governance-Strukturen setzen, vertrauen andere eher auf zentralisierte Entscheidungsprozesse.

Native Token spielen eine bedeutende Rolle in dezentralen Derivateprotokollen. Zum Beispiel integrieren manche Plattformen dezentrale autonome Organisationen (DAOs), die Tokeninhabern erlauben, an Governance teilzunehmen und über Vorschläge zu Protokoll-Upgrades und anderen Änderungen abzustimmen.

In manchen Fällen können Token als Alternative zu Stablecoins dienen und als Sicherheiten für Trades eingesetzt werden. Zusätzlich nutzen DEXs ihre nativen Token, um Market Maker zu incentivieren, indem sie Handelsgebühren einziehen und an diejenigen, die Liquidität bereitstellen, wieder ausschütten.

Arten von dezentralen Derivaten im Krypto-Bereich

Futures-Kontrakte

Im Trading-Bereich sind Futures-Kontrakte Vereinbarungen, die es Tradern ermöglichen, von zukünftigen Preisbewegungen zugrunde liegender Assets zu profitieren. Diese Kontrakte legen einen vorab bestimmten Preis und ein Datum für den Kauf oder Verkauf eines Assets fest.

Im Gegensatz zur traditionellen Finanzwelt, wo Futures meist an zentralisierten Börsen (CEXs) gehandelt werden, eröffnet DeFi die Möglichkeit, Futures-Kontrakte in einer dezentralen und erlaubnisfreien Umgebung zu handeln. Über Blockchain-Netzwerke können Trader direkt miteinander handeln, ohne Vermittler.

Dezentrale Futures-Kontrakte können in zwei Kategorien fallen: perpetual (unbefristet) oder mit festem Ablaufdatum. Perpetual-Futures ahmen das Handelsgefühl traditioneller Kontrakte nach, jedoch ohne Ablaufdatum oder Abwicklungszwang. Sie sind die am weitesten verbreitete Art von DeFi-Derivaten.

Perpetual-Futures bieten im Vergleich zu regulären Kontrakten mehr Flexibilität und Zugänglichkeit. Dennoch bergen sie eigene Risiken, wie etwa die Möglichkeit hoher Hebelwirkung und erheblicher Funding-Gebühren.

Optionskontrakte

In der Finanzwelt bieten Optionskontrakte Tradern ein wertvolles Instrument. Diese Verträge gewähren dem Inhaber das Recht, jedoch nicht die Pflicht, ein zugrunde liegendes Asset zu einem bestimmten Preis innerhalb eines festgelegten Zeitraums zu kaufen oder zu verkaufen. Dieses Prinzip gilt auch für Kryptowährungen.

Optionskontrakte erfüllen mehrere Zwecke. Sie können zur Absicherung gegen Preisschwankungen digitaler Assets genutzt werden oder als Mittel zur Spekulation auf deren künftige Preisentwicklung dienen. Zum Beispiel könnte ein Investor, der ETH hält und künftige Abwärtsrisiken begrenzen möchte, eine Put-Option erwerben, die ihm erlaubt, ETH zu einem vorab bestimmten Preis zu verkaufen, unabhängig vom Spotpreis. So lassen sich potenzielle Verluste begrenzen, falls der ETH-Preis unter die festgelegte Schwelle fällt.

Andererseits können Optionen auch genutzt werden, um von künftigen Kursanstiegen einer Kryptowährung zu profitieren. In diesem Fall würde ein Investor eine Call-Option kaufen, die ihm das Recht gibt, das Basis-Asset zu einem festgelegten Preis zu kaufen, falls dessen Kurs über den Strike-Preis steigt.

Synthetische Assets

Im Bereich der digitalen Finanzen haben sich synthetische Assets, oft „Synths“ genannt, als praktisches Mittel etabliert, verschiedene Assets zu halten und zu handeln. Diese Assets sind tokenisierte Derivate, die Blockchain-Technologie nutzen, um den Wert und teilweise Eigenschaften ihrer Basiswerte (z. B. Inflationsanpassungen) nachzubilden.

Im Gegensatz zu Stablecoins bieten synthetische Assets eine größere Bandbreite, da sie eine Vielzahl von Assets repräsentieren können, darunter Aktien, Edelmetalle, Altcoins, Optionen und Futures. Obwohl sie versuchen, den Wert des Basiswerts eng zu spiegeln, sind sie nicht direkt durch diese Assets gedeckt.

Das Hauptziel synthetischer Assets ist es, die Transparenz und Offenheit der Blockchain zu nutzen, sodass Menschen von überall auf ein breites Spektrum an Assets zugreifen können, ohne unnötige Hürden. Dies fördert eine erlaubnisfreie Investmentumgebung, die Verbindungen zu traditionellen Assets herstellt.

Welche Herausforderungen bringen Derivate in DeFi mit sich?

Es ist wichtig, die Risiken des Handels mit DeFi-Derivaten zu verstehen, bevor man sich darauf einlässt. Generell ist der Handel mit DeFi-Derivaten riskanter als der reine Kryptowährungshandel, da es sich um komplexe, volatile Finanzinstrumente handelt. Dadurch können potenzielle Gewinne oder Verluste deutlich größer ausfallen als beim einfachen Krypto-Handel.

Auch Liquidität ist ein Problem. DEXs sind noch relativ neu, und ihr oft geringeres Handelsvolumen kann es erschweren, Derivate sofort zu handeln. Praktisch betrachtet sind DEXs derzeit auch nicht so benutzerfreundlich wie traditionelle Krypto-Börsen. Für Neulinge, die nicht mit nicht-kustodialen Wallets vertraut sind, können das Verbinden der Wallet mit einem DEX, vergessen von Passwörtern oder sogar der Verlust von Seed-Phrasen problematisch sein.

Darüber hinaus bieten die meisten zentralisierten Plattformen Echtzeit-Handel ohne Blockzeit-Einflüsse. Die Nutzung eines On-Chain-Orderbuchs eines DEX kann manchmal problematisch sein, da ein überlastetes Netzwerk zu erhöhten Gebühren führen kann.

Ein weiteres Thema ist das Sicherheitsrisiko beim Handel mit DeFi-Derivaten. DEXs sind nicht vollständig immun gegen Hacks und haben eigene Schwachstellen. Da Smart Contracts DeFi-Protokolle steuern, kann ein einzelner Fehler im Code dazu führen, dass Derivatekontrakte fehlschlagen.

Es gab bereits zahlreiche Fälle, in denen DeFi-Plattformen wegen Schwachstellen in Smart Contracts erhebliche Verluste erlitten haben. Um Ihr Risiko zu minimieren, führen Sie stets Ihre eigene Recherche (DYOR) durch, überprüfen Sie das Team der Plattform, die Arten der Derivate und die Sicherheit der Smart Contracts.

Fazit

Mit dem wachsenden Interesse am Markt für DeFi-Derivate haben Investoren heute die Möglichkeit, in einer vertrauenslosen Umgebung von Preisbewegungen zugrunde liegender Assets zu profitieren. Mit den fortschreitenden Verbesserungen der Blockchain-Technologie ist zu erwarten, dass weitere DeFi-Derivate aufkommen werden. Dennoch ist Vorsicht geboten: Bewerten Sie Ihre Handelserfahrung und Risikotoleranz realistisch, bevor Sie in diese Finanzinstrumente einsteigen, und berücksichtigen Sie die möglichen Verluste, die Sie sich leisten können.

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