Was sind Soft Dollars?
Soft Dollars bezeichnen Kommissionszahlungen an einen Broker, die zur Finanzierung zusätzlicher Leistungen wie Research verwendet werden. Soft-Dollar-Transaktionen werden oft wegen mangelnder Transparenz und wegen der Neigung, missbräuchliche Praktiken zu verschleiern, kritisiert. Manche argumentieren, dass dieses System Zugang zu einem breiteren Spektrum an Research-Möglichkeiten bietet.
Grundlagen
Traditionell wurden Broker für ihre Leistungen über Soft Dollars vergütet, also über ein provisionsbasiertes System, statt durch direkte Hard-Dollar-Zahlungen. Die Wahrnehmung dieses Arrangements in der Öffentlichkeit hat sich jedoch verschlechtert; viele Anleger fordern, dass Buy-Side-Firmen Ausgaben aus ihren Gewinnen decken sollen. Infolgedessen zeichnet sich ein wachsender Trend hin zu Hard-Dollar-Vergütungen ab, was eine Verschiebung in der Struktur der Brokervergütung signalisiert.
Wie eine Soft-Dollar-Transaktion funktioniert
Im institutionellen Investment verläuft eine Soft-Dollar-Transaktion typischerweise so, dass ein Broker vom Anleger sechs Cent pro Aktie als Kommission erhält. Die tatsächlichen Ausführungskosten des Trades können jedoch nur drei Cent pro Aktie betragen. Die verbleibenden drei Cent, als Soft Dollars bezeichnet, dienen als Vergütung für die zusätzlichen vom Broker erbrachten Leistungen. Dieses Modell ermöglicht es dem institutionellen Anleger, auf wertvolle Research-Ressourcen zuzugreifen.
Die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) erkennt an, dass Soft-Dollar-Transaktionen unter bestimmten Umständen zulässig sein können. Die Aufsicht legt Wert auf Faktoren wie eine zufriedenstellende Ausführung und angemessene Kommissionssätze, um die Interessen der Anleger zu schützen.
Kritik an Soft Dollars: Transparenz und Kostenanalyse
Im Bereich der Investmentfonds wirft die Einbeziehung von Research und anderen gebündelten Leistungen in Soft-Dollar-Transaktionen Fragen auf. Anleger tragen unbewusst die Kosten für diese Leistungen, da sie in den gesamten Handelskosten versteckt sind. Diese fehlende Offenlegung wirkt sich folglich direkt auf die langfristige Performance des Fonds aus.
Technisch gesehen sollte der Investmentfonds die Research-Kosten in seiner Verwaltungsgebühr offenlegen, doch diese Gebühr wird nicht abgezogen, wenn Soft Dollars genutzt werden. Fondsmanager argumentieren, dass letztlich institutionelle Anleger die Gesamtkosten tragen. Diese Praxis erschwert es Anlegern jedoch, genaue Kostenanalysen bei der Fondsauswahl vorzunehmen.
Darüber hinaus trägt die undurchschaubare und unterschiedliche Bewertung von Soft Dollars zu potenziellen Interessenkonflikten und Missbräuchen bei. Verschiedene Investmentmanager erhalten unterschiedliche Leistungsumfänge, was die Intransparenz verstärkt. Anleger von Investmentfonds wissen nicht, welcher Teil ihrer Transaktionskosten auf diese Soft-Leistungen entfällt und welcher tatsächlich investiert wird. Da die Finanzbranche verstärkt Reformen und Transparenz fordert, gewinnt eine Bewegung zur Abschaffung von Soft-Dollar-Transaktionen an Momentum und stellt deren weitverbreitete Nutzung infrage.
Die Vorteile von Soft Dollars
Soft Dollars bieten Anlegern Vorteile, wobei der Zugang zu einer vielfältigen Palette an Research als Hauptnutzen gilt. Durch den Einsatz von Soft Dollars können Anlageberater die erworbenen Research‑Materialien zum Vorteil ihrer gesamten Kundschaft nutzen. Befürworter von Soft Dollars argumentieren, dass ein Verzicht auf diese Praxis die Research‑Aktivitäten der Anlageberater behindern könnte, was letztlich zu geringeren Renditen für ihre Kunden führen würde.
Beispiel für Soft Dollars
Bei Investmentfonds ist ein typisches Beispiel für den Einsatz von Soft Dollars ein Large‑Cap‑Value‑Fonds, der Research von der XYZ‑Brokerfirma einholt. Anstatt das Research direkt für 7.000 US-Dollar in Hard Dollars zu kaufen, entscheidet sich der Fonds für eine Soft‑Dollar‑Zahlungsvereinbarung. Er verpflichtet sich, mindestens 10.000 US-Dollar an Kommissionen für Brokerage‑Leistungen zuzuweisen und kompensiert damit indirekt das Research. Auf diese Weise erhält der Fonds Zugang zu den gewünschten Research‑Unterlagen und nutzt gleichzeitig die Brokerleistungen.
Durchsetzungsmaßnahme: SEC‑Sanktionen gegen Instinets Soft‑Dollar‑Zahlungen
Im Jahr 2013 wurde Instinet, LLC, eine New Yorker Brokerfirma, von der SEC sanktioniert, weil sie Soft‑Dollar‑Zahlungen von über 400.000 US‑Dollar an den in San Diego ansässigen Berater J.S. Oliver Capital Management nicht ordnungsgemäß meldete. Offenbar wurden diese Zahlungen für verdächtige Zwecke ohne angemessene Offenlegung gegenüber Kunden verwendet.
Die SEC‑Untersuchung ergab, dass Mitarbeiter von J.S. Oliver Capital die Soft‑Dollar‑Zahlungen veruntreut hatten. Folglich wurde Instinet für seine Aufsichtspflichtverletzung zur Verantwortung gezogen und ein Vergleich mit der SEC in Höhe von etwa 800.000 US‑Dollar geschlossen.
Fazit
Soft‑Dollar‑Transaktionen sind lange Teil der Brokervergütung gewesen und ermöglichen den Zugang zu zusätzlichen Leistungen wie Research. Dennoch haben mangelnde Transparenz und Missbrauchspotenzial zu erheblicher Kritik geführt. Die Öffentlichkeit ist skeptischer geworden und fordert mehr Verantwortlichkeit und Kostenanalysen. Der Trend hin zu Hard‑Dollar‑Vergütungen spiegelt eine veränderte Dynamik in der Branche wider. Zwar können Soft Dollars Vorteile bieten, etwa ein breiteres Research‑Angebot, doch wächst die Bewegung, diese Transaktionen zu beenden und die Transparenz zu verbessern. Durchsetzungsmaßnahmen der SEC, wie die Sanktionen gegen Instinet, unterstreichen die Notwendigkeit wachsender Aufmerksamkeit für ordnungsgemäße Nutzung und Offenlegung von Soft Dollars. Insgesamt befindet sich die Branche in einer Phase des Wandels, angetrieben von Forderungen nach mehr Transparenz, Anlegerschutz und verantwortungsvollen Vergütungspraktiken.