Wie nutzt man das Risiko‑Rendite‑Verhältnis?
Crypto Fundamental Analysis

Wie nutzt man das Risiko‑Rendite‑Verhältnis?

Ellie Montgomery · 28. August 2025 · 6m ·

Bei Investitionsentscheidungen ist es entscheidend, das Risiko‑Rendite‑Verhältnis zu berücksichtigen. Dieses Verhältnis zeigt das eingegangene Risiko im Vergleich zur möglichen Rendite. Erfahrene Trader und Investoren gehen bei der Auswahl ihrer Investments vorsichtig vor: Sie versuchen, mögliche Gewinne zu maximieren und potenzielle Verluste zu minimieren. Ziel ist es, Chancen mit größtem Aufwärtspotenzial zu identifizieren und das Abwärtsrisiko so gering wie möglich zu halten. Liefert eine Anlage vergleichbare Renditen wie eine andere, aber bei reduziertem Risiko, gilt sie häufig als vorteilhafter.

Grundlagen

Um sich im Trading effektiv zu bewegen, ist es wichtig, zentrale Risikokonzepte zu verstehen. Diese Konzepte bilden das Fundament für das Marktverständnis und dienen als Kompass für Ihre Handelsaktivitäten und Anlageentscheidungen. Ohne dieses Verständnis wird es schwierig, Ihr Handelskonto zu schützen und zu vergrößern.

Wir haben bereits Themen wie Risikomanagement, Positionsgrößen und die Implementierung von Stop‑Loss‑Orders behandelt. Es gibt jedoch einen weiteren wichtigen Aspekt, den Sie verstehen sollten, wenn Sie aktiv traden: die Bewertung des eingegangenen Risikos im Verhältnis zur potenziellen Rendite. Es geht darum, das Verhältnis zwischen möglichen Gewinnen und Verlusten einzuschätzen. Einfacher ausgedrückt: es geht um Ihr Risiko‑Rendite‑Verhältnis.

Was ist das Risiko‑Rendite‑Verhältnis?

Bei der Bewertung potenzieller Trades ist eine wichtige Kennzahl das Risiko‑Rendite‑Verhältnis (R/R‑Verhältnis oder R). Diese Kennzahl ermöglicht es Tradern, das eingegangene Risiko im Vergleich zur möglichen Rendite zu beurteilen. Im Wesentlichen zeigt sie, welchen potenziellen Gewinn es pro eingesetzter Risikoeinheit geben kann.

Zur Berechnung des R/R‑Verhältnisses teilen Sie Ihr maximales Risiko durch Ihren angestrebten Nettogewinn. Zunächst bestimmen Sie den gewünschten Einstiegspunkt für den Trade. Anschließend legen Sie Gewinnziele für erfolgreiche Trades fest und definieren, wo Sie Ihren Stop‑Loss für potenzielle Verluste platzieren. Dieser Schritt ist entscheidend für effektives Risikomanagement. Erfahrene Trader legen Gewinnziele und Stop‑Loss‑Niveaus fest, bevor sie einen Trade eingehen.

Mit festgelegten Ein‑ und Ausstiegszielen können Sie nun das Risiko‑Rendite‑Verhältnis berechnen. Dabei teilen Sie das potenzielle Risiko durch die potenzielle Rendite. Ein niedrigeres Verhältnis weist auf eine höhere potenzielle Rendite pro Risikeinheit hin. Schauen wir uns an, wie diese Berechnung in der Praxis funktioniert.

Wie bestimmt man das Risiko‑Rendite‑Verhältnis

Wenn Sie eine Long‑Position in Bitcoin in Betracht ziehen, ist es wichtig, Take‑Profit‑ und Stop‑Loss‑Level auf Grundlage einer fundierten Marktanalyse statt willkürlicher Prozentsätze festzulegen. Durch den Einsatz technischer Indikatoren können Sie diese Levels effektiver bestimmen.

Beispielsweise analysieren Sie den Markt und legen fest, dass Ihr Take‑Profit‑Auftrag 15 % über Ihrem Einstiegskurs liegen sollte. Gleichzeitig müssen Sie den Punkt identifizieren, an dem Ihre Trade‑Idee ungültig wäre, und entsprechend Ihren Stop‑Loss setzen. In diesem Fall entscheiden Sie, dass ein Rückgang von 5 % ab Einstiegspunkt ein angemessener Invalidierungspunkt ist.

  • Zur Berechnung des Risiko‑Rendite‑Verhältnisses teilen Sie den potenziellen Verlust durch den potenziellen Gewinn:
    • Risiko/Rendite = Potenzieller Verlust / Potenzieller Gewinn

In diesem Szenario wäre die Rechnung 2/8 = 1:4 = 0,25. Das bedeutet, dass pro Risikeinheit ein Vierfaches an Rendite möglich ist. Anders gesagt: Für jeden eingesetzten Dollar besteht die Möglichkeit, vier Dollar zu gewinnen. Wenn Ihre Position beispielsweise 200 $ wert ist, riskieren Sie 2 $ für einen potenziellen Gewinn von 8 $.

Es ist wichtig zu betonen, dass das Verschieben des Stop‑Loss zur Manipulation des Risiko‑Rendite‑Verhältnisses nicht zu empfehlen ist. Ein‑ und Ausstiegspunkte sollten auf sorgfältiger Analyse basieren und nicht auf willkürlichen Zahlen. Wenn ein Trade‑Setup ein ungünstiges Risiko‑Rendite‑Verhältnis aufweist, empfiehlt es sich, nach Setups mit besseren Verhältnissen zu suchen.

Darüber hinaus sollten Sie wissen, dass Positionen unterschiedlicher Größen dasselbe Risiko‑Rendite‑Verhältnis beibehalten können. Eine Position im Wert von 10.000 $ würde zum Beispiel ein Risiko von 500 $ für einen potenziellen Gewinn von 1.500 $ beinhalten und damit ein Verhältnis von 1:3 halten. Das Verhältnis ändert sich nur, wenn die relativen Positionen von Ziel und Stop‑Loss angepasst werden.

Das Rendite/Risiko‑Verhältnis

Viele Trader berechnen statt des Risiko‑Rendite‑Verhältnisses lieber das Rendite/Risiko‑Verhältnis, da dies oft leichter zu verstehen ist. Das Rendite/Risiko‑Verhältnis ist einfach die Umkehrung der Formel. Im zuvor genannten Beispiel wäre unser Rendite/Risiko‑Verhältnis 15/5 = 3. Wie erwartet ist ein höheres Rendite/Risiko‑Verhältnis vorteilhafter als ein niedrigeres.

Risiko vs. Rendite

Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer Wanderung und stoßen auf eine schmale Brücke über eine tiefe Schlucht. Erstes Szenario: Wenn Sie die Brücke überqueren, belohne ich Sie mit 100 Dollar. Das potenzielle Risiko besteht darin, aufgrund der Enge und Höhe der Brücke abzustürzen. Wenn Sie jedoch erfolgreich sind, erhalten Sie 100 Dollar.

Nun das alternative Angebot: Wenn Sie den Mut aufbringen, über die Schlucht zu springen, belohne ich Sie mit 200 Dollar. Das Risiko ist hier zweifach: Sie könnten den Sprung nicht schaffen und in den Tod stürzen, oder Sie verletzen sich auch bei einem gelungenen Sprung. Andererseits ist die potenzielle Belohnung höher als beim Überqueren der Brücke, denn bei Erfolg erhalten Sie 200 Dollar.

Welche Option erscheint als besseres Geschäft? Beide Szenarien sind per se ungünstig, da solche Aktionen nicht ratsam sind. Doch der Sprung über die Schlucht bedeutet ein deutlich höheres Risiko für eine höhere potenzielle Belohnung.

Ähnlich suchen Trader häufig nach Setups, bei denen der potenzielle Gewinn das mögliche Verlustpotenzial überwiegt. Dieses Konzept nennt man asymmetrische Chance, bei der das Aufwärtspotenzial größer ist als das Abwärtsrisiko.

Risiko‑Rendite‑Verhältnis und andere Kennzahlen

Die Trefferquote, also das Verhältnis gewonnener zu verlorenen Trades, ist eine zentrale Kennzahl im Risikomanagement. Beispielsweise könnte ein Optionshändler 100 $ riskieren, um 700 $ zu gewinnen, was einem Risiko‑Rendite‑Verhältnis von 1:7 entspricht. Hat diese Strategie jedoch nur eine Trefferquote von 20 %, muss der Trader andere Szenarien in Betracht ziehen.

Angenommen, der Trader führt fünf Trades à 200 $ aus, insgesamt 1.000 $, mit einem potenziellen Gewinn von 2.000 $. Unter Einbeziehung der Trefferquote und des Risiko‑Rendite‑Verhältnisses mag sich so eine höhere Chance auf Profit ergeben. Wenn jedoch jeder erfolgreiche Trade nur 1.000 $ einbringt, ist bei einer Trefferquote von 20 % ein Risiko‑Rendite‑Verhältnis von mindestens 1:2 erforderlich, um zumindest Break‑Even zu erreichen.

Zwar können historische Trefferquoten helfen, ein geeignetes Risiko‑Rendite‑Verhältnis abzuschätzen, doch sind sie begrenzt: Zukünftige Trefferquoten lassen sich nicht mit Sicherheit aus Vergangenheitsdaten ableiten. Dennoch kann die Kombination des Risiko‑Rendite‑Verhältnisses mit anderen Indikatoren das Werkzeugfeld eines Traders verbessern.

Fazit

Um Geld effektiv zu verwalten, müssen Trader das Risiko‑Rendite‑Verhältnis ihrer Trades berechnen. Das verschafft ihnen eine Vorstellung davon, wie riskant ein Trade ist, und hilft, bessere Entscheidungen zu treffen. Dieses Verhältnis sollte Teil eines Handelsplans sein.

Ein Trading‑Journal ist ein hilfreiches Mittel zur Risikokontrolle. Indem Trader alle Trades dokumentieren, bekommen sie Einblick in die Performance ihrer Strategie. So können sie ihre Vorgehensweise je nach Marktbedingungen und Asset‑Typ anpassen.

Interessanterweise verdienen manche Trader viel Geld, obwohl sie nicht sehr häufig gewinnen. Das liegt daran, dass sie Trades mit einem günstigen Risiko‑Rendite‑Verhältnis wählen. Wenn sie sich zum Beispiel auf Trades mit einem Verhältnis von 1:10 konzentrieren, können viele aufeinanderfolgende Verluste auftreten und trotzdem bereits ein einziger Gewinn‑Trade ausreichen, um auf null zu kommen. Das zeigt die Stärke der Risiko‑gegen‑Rendite‑Berechnung.

Die Win‑Loss‑Ratio und die Trefferquote können Tradern ebenfalls helfen, ihre Erfolgschancen und ihr Risiko‑Rendite‑Verhältnis einzuschätzen. Durch die Betrachtung der Anzahl gewonnener im Vergleich zu verlorenen Trades erhalten Trader ein besseres Bild ihrer Performance und können das Risiko gezielter steuern. Auch andere Relationformeln wie Trefferquote und Win/Loss‑Ratio unterstützen bei der Einschätzung von Trading‑Risiken.

Risk-to-Reward Ratio
Risk Management