Überblick zur Finanzkrise 2007–2008
Die Finanzkrise von 2007–2008 entwickelte sich schrittweise. Alles begann Anfang 2006, als die Immobilienpreise zu fallen begannen. Anfang 2007 meldeten Subprime-Kreditgeber Insolvenz an. Im Juni desselben Jahres scheiterten zwei große Hedgefonds aufgrund ihrer Investments in Subprime-Darlehen. In der Folge breitete sich Panik aus und das globale Kreditwesen vereiste im August 2007, verursacht durch Verluste aus Subprime-Investitionen. Der Höhepunkt der Krise war im September 2008, als Lehman Brothers (damals die viertgrößte Investmentbank in den USA) zusammenbrach. Dadurch blieben Finanzinstitute mit Billionen von nahezu wertlosen Subprime-Hypothekenanlagen zurück, als die Blase platzte.
Basics
Im Vorfeld des Sommers 2007 begannen internationale Finanzmärkte unheilvolle Signale zu senden, die darauf hinwiesen, dass nach Jahren übermäßiger Abhängigkeit von günstigem Kredit endlich eine längst erwartete Abrechnung bevorstand. Diese Vorahnung wurde durch mehrere alarmierende Ereignisse untermauert: das Scheitern zweier Bear Stearns-Hedgefonds, Warnhinweise von BNP Paribas an Anleger über mögliche Rücknahmebeschränkungen bei drei ihrer Fonds und die bevorstehende Bitte der britischen Bank Northern Rock um Notfallhilfe bei der Bank of England.
Trotz dieser Warnungen hatten nur wenige Investoren die Weitsicht, die bevorstehende Katastrophe zu prognostizieren, die sich letztlich als die schwerste Finanzkrise seit fast achtzig Jahren herausstellen sollte. Dieses Ereignis erschütterte die Fundamente des globalen Finanzsystems, lähmte selbst die mächtigsten Wall-Street-Institute und leitete die später als Große Rezession bekannte Periode ein. Dieser katastrophale finanzielle und wirtschaftliche Zusammenbruch forderte einen hohen Tribut von vielen Menschen im Alltag, die ihren Lebensunterhalt, ihre Ersparnisse, Häuser oder in manchen Fällen alles verloren.
Wurzeln der Krise
Die Ursprünge der Finanzkrise lassen sich auf eine Phase historisch niedriger Zinsen und lockerer Kreditvergabestandards zurückführen, die einen weltweiten Anstieg der Immobilienpreise auslösten. Die Geschichte begann mit guten Absichten. Als Reaktion auf das Platzen der Dotcom-Blase, eine Reihe von Unternehmensbilanzskandalen und die tragischen Ereignisse des 11. September senkte die Federal Reserve in einer Kampagne den Leitzins: von 6,5 % im Mai 2000 bis auf nur 1 % im Juni 2003. Ziel war es, die Wirtschaft anzukurbeln, indem Unternehmen und Verbrauchern Kapital zu besonders günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt wurde.
In der Folge stiegen die Immobilienwerte, da Kreditnehmer die verlockende Aussicht nutzten, Hypotheken zu sehr niedrigen Zinssätzen zu erhalten. Erstaunlicherweise konnten sogar Menschen mit schlechter Bonität, die Subprime-Kreditnehmer, sich plötzlich den Traum des Eigenheims erfüllen.
Finanzinstitute nutzten die Gelegenheit, diese Darlehen an Wall-Street-Akteure weiterzureichen, die sie kunstvoll in scheinbar risikoarme Finanzinstrumente bündelten, wie hypothekarisch gesicherte Wertpapiere und Collateralized Debt Obligations (CDOs). So entstand ein florierender Sekundärmarkt für die Schaffung und Verbreitung von Subprime-Krediten.
Das Risikoappetit der Banken wurde weiter angeheizt, als die Securities and Exchange Commission (SEC) im Oktober 2004 die Netto-Kapitalanforderungen für fünf große Investmentbanken lockerte: Goldman Sachs, Merrill Lynch, Lehman Brothers, Bear Stearns und Morgan Stanley. Diese regulatorische Änderung ermöglichte es ihnen, ihre Hebelwirkung auf das 30- bis 40-Fache zu steigern.
Erste Anzeichen von Turbulenzen
Unweigerlich veränderte sich die Zinsentwicklung nach oben, während die Sättigung beim Eigenheimbesitz erreicht wurde. Die Federal Reserve begann im Juni 2004 eine Reihe von Zinserhöhungen, sodass der Leitzins im August 2007 bei 5,25 % lag und dort zwei Jahre verweilte. Die ersten Vorboten von Stress wurden sichtbar. Bis 2004 war der US-Eigenheimbesitz auf seinem Höchststand von 69,2 % gestiegen. Anfang 2006 begannen jedoch die Hauspreise zu sinken.
Für viele Amerikaner bedeutete dies erhebliche Schwierigkeiten. Die geschätzten Werte ihrer Häuser fielen unter die Kaufpreise, sodass ein Verkauf nur mit Schulden gegenüber den Kreditgebern möglich war. Halter variabler Hypotheken sahen steigende Kosten, während der Wert ihrer Immobilien sank. Besonders verletzlich waren die Subprime-Kreditnehmer, die von Anfang an Hypotheken aufgenommen hatten, die sie sich nie leisten konnten.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters vergab der Subprime-Riese New Century Financial 2006 Darlehen in Höhe von fast 60 Milliarden Dollar. 2007 beantragte das Unternehmen jedoch Insolvenzschutz.
Im Laufe des Jahres geriet ein Subprime-Kreditgeber nach dem anderen in Finanznot. Im Februar und März meldeten über 25 Subprime-Kreditgeber Probleme. Im April erklärte New Century Financial Insolvenz und reduzierte seine Belegschaft um die Hälfte.
Im Juni verhängte Bear Stearns Rücknahmebeschränkungen für zwei seiner Hedgefonds, woraufhin Merrill Lynch Vermögenswerte in Höhe von 800 Millionen Dollar aus diesen Fonds sicherte. Diese Episoden wirkten jedoch im Vergleich zu den turbulenten Ereignissen der folgenden Monate noch gering.
August 2007: Beginn einer finanziellen Kettenreaktion
Im August 2007 wurde deutlich: Die Finanzmärkte allein konnten die Subprime-Krise nicht lösen, und ihre Auswirkungen reichten weit über die US-Grenzen hinaus. Der wichtige Interbankenmarkt, der für die Liquidität des globalen Kapitals sorgt, kam aufgrund der großen Unsicherheit nahezu zum Erliegen. Northern Rock musste wegen einer Liquiditätskrise Notkredite bei der Bank of England aufnehmen. Im Oktober 2007 verkündete der Schweizer Bankenkonzern UBS als erste Großbank Verluste in Höhe von 3,4 Milliarden Dollar infolge subprime-gebundener Investments.
In den folgenden Monaten bemühten sich die Federal Reserve und andere Zentralbanken, Milliarden von Dollar in die erstarrten globalen Kreditmärkte zu pumpen, die durch sinkende Vermögenswerte gelähmt waren. Gleichzeitig standen Finanzinstitute vor der schwierigen Aufgabe, den Wert der Billionen Dollar an nun als toxisch geltenden hypothekarisch gesicherten Wertpapieren auf ihren Bilanzen zu bewerten.
März 2008: Der Fall von Bear Stearns
Im Winter 2008 versank die US-Wirtschaft in einer tiefen Rezession. Die anhaltenden Liquiditätsprobleme der Finanzinstitute lösten weltweit eine noch nie dagewesene Börsenkrise aus, vergleichbar mit den Nachwirkungen der Terroranschläge vom 11. September. Im Januar 2008 reagierte die Federal Reserve mit einer beispiellosen Absenkung des Leitzinses um 0,75 Prozentpunkte, um den wirtschaftlichen Abschwung zu bremsen.
Dennoch überschatteten weitere schlechte Nachrichten die Lage. Im Februar musste die britische Regierung Northern Rock verstaatlichen. Im März geriet die traditionsreiche Investmentbank Bear Stearns, seit 1923 ein Pfeiler der Wall Street, in Zahlungsschwierigkeiten und wurde schließlich von JPMorgan Chase zu einem Bruchteil ihres früheren Werts übernommen.
September 2008: Der dramatische Zusammenbruch von Lehman Brothers
Im Sommer 2008 erschütterten Turbulenzen den Finanzsektor weiter. Die IndyMac Bank scheiterte und gehörte laut FDIC zu den größten Bankenzusammenbrüchen in den USA. Die beiden größten Hypothekengeber des Landes, Fannie Mae und Freddie Mac, gerieten unter die Kontrolle der US-Regierung.
Der prägende Moment kam jedoch im September, als die renommierte Wall-Street-Institution Lehman Brothers zahlungsunfähig wurde und die größte Konkursmasse in der US-Geschichte registrierte. Dieses Ereignis wurde zum Sinnbild der tiefgreifenden Folgen der globalen Finanzkrise.
Zeitgleich sank der Markt in kurzer Zeit stark ab, und große US-Indizes verzeichneten einige der massivsten Verluste ihrer Historie. Federal Reserve, Finanzministerium, das Weiße Haus und der Kongress arbeiteten fieberhaft an einem umfassenden Plan, um den Abwärtstrend zu stoppen und das Vertrauen in die Wirtschaft wiederherzustellen.
Die Lage nach der Krise
Im Oktober 2008 wurde das Wall-Street-Rettungspaket verabschiedet, das ein Bündel von Maßnahmen umfasste. Dazu gehörte eine umfangreiche staatliche Übernahme von "toxischen Vermögenswerten", bedeutende Kapitalzuführungen in Banken und entscheidende Hilfe für Fannie Mae und Freddie Mac.
Die Regierung setzte Mittel des Troubled Asset Relief Program (TARP) ein und erzielte letztlich einen Rückfluss von 442,6 Milliarden Dollar, nachdem die während der Krise erworbenen Vermögenswerte mit Gewinn wieder verkauft wurden. Zwar gab es breite Empörung darüber, dass Banker für die Krise scheinbar belohnt wurden, bemerkenswert ist jedoch, dass der Staat seine Einlagen in die Banken inklusive Zinsen vollständig zurückerhielt.
Das Rettungspaket trug wesentlich zur Stabilisierung der Börsen bei, die im März 2009 ihren Tiefpunkt erreichten und danach die längste Hausse ihrer Geschichte einleiteten. Dennoch waren die Folgen der Krise gravierend: hohe wirtschaftliche Schäden und weit verbreitetes Leid. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 10 % und etwa 3,8 Millionen Amerikaner verloren ihr Zuhause durch Zwangsversteigerungen.
Der Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act von 2010 war der ehrgeizigste und umstrittenste Versuch, eine Wiederholung zu verhindern. Auf finanzieller Ebene beschränkte das Gesetz einige riskantere Praktiken großer Banken, verstärkte die staatliche Aufsicht und verlangte höhere Liquiditätsreserven. Gleichzeitig zielte es darauf ab, räuberische Kreditvergaben einzudämmen. Bis 2018 wurden Teile des Gesetzes unter der Regierung Trump abgeschwächt, umfassendere Rückbaubemühungen im US-Senat scheiterten jedoch.
Obwohl diese Regelungen auf eine Verhinderung einer neuen Krise abzielten, ist es wichtig zu erkennen, dass künftige Finanzkrisen möglich bleiben, da sich Blasen immer wieder bilden — angefangen bei der Tulpenblase der 1630er. Die Finanzkrise 2007–2008 war ein globales Phänomen: Irlands boomende Wirtschaft stürzte ab, Griechenland kämpfte mit internationalen Zahlungsausfällen, und Portugal wie Spanien litten unter extrem hoher Arbeitslosigkeit. Jedes Land sah sich spezifischen und komplizierten Herausforderungen gegenüber.
Wer trägt die Verantwortung für die Große Rezession?
Die Ursachen der Großen Rezession sind Gegenstand intensiver Debatten unter Ökonomen; viele sehen einen großen Teil der Verantwortung bei den laschen Hypothekenvergabestandards, die es Verbrauchern ermöglichten, weit über ihre Verhältnisse zu leihen. Die Schuld trägt jedoch nicht nur ein Faktor, sondern mehrere Beteiligte, darunter:
- Räuberische Kreditgeber, die Eigenheimbesitz auch Menschen nahelegten, die nicht in der Lage waren, die Kredite zurückzuzahlen.
- Investmentakteure, die diese problematischen Hypotheken aufkauften und zu Paketen bündelten, um sie an Investoren weiterzuverkaufen.
- Regulierungsbehörden, die diesen Hypothekenbündeln Spitzenratings verliehen und damit fälschlicherweise Sicherheit suggerierten.
- Anleger, die es versäumten, die Ratings zu prüfen oder diese Pakete bewusst an andere Investoren weiterverkauften, bevor der unvermeidliche Zusammenbruch eintrat.
Was sind Mortgage-Backed Securities?
Ein hypothekarisch gesichertes Wertpapier (MBS) ähnelt einer Anleihe und besteht aus einem Bündel von Wohnungsbaukrediten, das von den kreditgebenden Banken zusammengestellt und an Investoren an der Wall Street verkauft wird. Ziel ist es, vom Zinsstrom der Hypothekennehmer zu profitieren.
In den frühen 2000er-Jahren ermunterten Kreditursprungsstellen zahllose Menschen, sich finanziell zu überdehnen, damit sie Häuser kaufen konnten, die eigentlich außerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten lagen. Diese Darlehen wurden anschließend gebündelt und als mortgage-backed securities an Investoren verkauft.
Unvermeidlich gerieten viele dieser Hausbesitzer in Zahlungsschwierigkeiten. In Verbindung mit fallenden Immobilienpreisen führten diese Ausfälle dazu, dass Millionen ihre Hypotheken zurückließen, deren Höhe den Wert ihrer Häuser überstieg.
Profiteure der Finanzkrise 2008
Während der Krise von 2008 nutzten einige gewiefte Investoren die Situation und schöpften Chancen aus dem Chaos.
- Warren Buffett investierte Milliarden in verschiedene Unternehmen, darunter Goldman Sachs und General Electric, aus patriotischen und renditeorientierten Gründen.
- Hedgefonds-Manager John Paulson machte beträchtliche Gewinne, indem er während der Hauspreisblase auf fallende Kurse setzte und vom darauffolgenden Rückgang profitierte.
- Investor Carl Icahn zeigte sein Markttiming-Talent, indem er Casino-Immobilien strategisch vor, während und nach der Krise verkaufte und kaufte.
Fazit
Finanzblasen sind im Finanzwesen keine Seltenheit. Aktien- und Rohstoffpreise können über ihr inneres Wertniveau hinaus künstlich aufgeblasen werden, was meist Verluste für einige übermäßig optimistische Anleger zur Folge hat. Die Finanzkrise 2007–2008 war jedoch eine besonders verheerende Blase. Sie erreichte ein Ausmaß, bei dem ihr Platzen ganze Volkswirtschaften schwer traf und Millionen Menschen beeinträchtigte, einschließlich jener, die nicht aktiv mit mortgage-backed securities spekulierten.